Zukunft sichern – Gemeinsam handeln: Der 13. DFV-Bundesfachkongress in Berlin

Beim 13. Bundesfachkongress des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) am 22.05.2025 im Mercure Hotel MOA in Berlin wurde deutlich: Die Feuerwehrlandschaft Deutschlands steht vor großen Herausforderungen – aber auch vor Chancen, gemeinsam zukunftsfähige Strukturen zu schaffen. Vertreter aller Landesverbände des DFV trafen sich, um sich über zentrale Themen der Brandbekämpfung, der Führung und dem Verhalten bei besonderen Einsatzlagen zu informieren. Die hochkarätigen Referenten gestalteten interessante und praxisnahe Vorträge.

Der 13. Bundesfachkongress des Deutschen Feuerwehrverbandes fand am 22. Mai 2025 in Berlin statt.
Der 13. Bundesfachkongress des Deutschen Feuerwehrverbandes fand am 22. Mai 2025 in Berlin statt.
Foto: CPM Security Network / André Luhmer

Europäische Feuerwehr-Zusammenarbeit: Neue Wege in der grenzüberschreitenden Gefahrenabwehr

In seiner Eröffnungsrede betonte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse die Bedeutung der kürzlich gegründeten Europäischen Feuerwehrunion mit 21 Mitgliedsländern. Banse ist am 21.05.2025 zum Präsidenten des neu gegründeten Europäischen Feuerwehrverbandes gewählt worden. Ziel ist es, europaweite Standards zu entwickeln, voneinander zu lernen und gemeinsame Strukturen zu etablieren – denn kein Land könne die Herausforderungen der Zukunft alleine bewältigen. Die internationale Präsenz, unter anderem durch Delegationen aus Kroatien und Österreich, unterstrich den europäischen Schulterschluss.

Wirtschaft trifft Einsatzpraxis: Der Mittelstand als Rückgrat der Gefahrenabwehr

Ein Impuls aus der Wirtschaft kam von Dr. Hans-Jürgen Völz (BVMW), der mit deutlichen Worten auf strukturelle Defizite hinwies: Überbordende Bürokratie, hohe Betriebskosten und fehlende Fachkräfte bremsten die wirtschaftliche Dynamik. Besonders brisant für die Feuerwehren: Der Mittelstand – zugleich größte Stütze des Ehrenamts – droht unter diesen Bedingungen zu erodieren. Die Forderung: Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung jetzt konsequent umsetzen. Im Anschluss an seinen Vortrag wurde eine gemeinsame Erklärung zwischen DFV und Mittelstand unterzeichnet – ein starkes Zeichen der Zusammenarbeit.

Sicherheit im urbanen Raum: Bedrohungslagen im Fokus

Brandoberamtsrat Dr. Rolf-Dieter Erbe von der Berliner Feuerwehr thematisierte die zunehmenden Bedrohungen im urbanen Einsatzgeschehen. Insbesondere Gewalttaten gegen Einsatzkräfte und gezielte Angriffe bei Einsätzen – wie Barrikadenbrände mit vermummten Personen – verlangten nach taktischen Konzepten. Dazu könne auch ein koordinierter und taktischer Rückzug der Feuerwehrkräfte bis zur Freigabe der Einsatzstelle durch die Polizei sein. Es kann gar notwendig sein, die Einsatzstelle erst gar nicht anzufahren, wenn der Bereich weiterhin Gefahren birgt und noch nicht gesichert ist. Zu beachten seien dabei die klassischen Gefahrenzonen Rot-Gelb-Grün. Die durch den Einsatzleiter Feuerwehr erforderliche einsatzbegleitende Kommunikation mit dem Polizeieinsatzleiter vor Ort ist erfolgskritisch. Der Austausch mit der Polizei, Schulungen zur Gefahreneinschätzung, die Einführung von Bodycams sowie klare Rückzugsstrategien gehören heute zur einsatztaktischen Realität.

Ein zentrales Thema: Die Integration der Zivilgesellschaft. Viele Zugewanderte kennen das System der Freiwilligen Feuerwehr beispielsweise nicht. Medienbilder erwecken zudem oft unrealistische Erwartungen an Rettungseinsätze wie das sofortige Abrücken des Rettungswagens von der Einsatzstelle ohne weitergehende Versorgung und Herstellung der Transportfähigkeit. Hier sei Aufklärung gefragt, so Erbe. Allerdings hatten sich die nach den Silvesterausschreitungen 2022/2023 eingeführten Präventionskonzepte des Landes Berlin bewährt und im Folgejahr zu einer Reduzierung von Gewaltangriffen gegen Einsatzkräfte geführt. „Ins Gespräch kommen und erklären“ scheint Wirkung zu zeigen. Nichts destotrotz ist die gezielte taktische Vorbereitung auf solche Lagen unverzichtbar.

Führung in der Krise: Komplexität verlangt Struktur

Christian Emrich (Fachbereichsleiter Feuerwehr und Rettungsdienst des Regierungspräsidiums Freiburg) stellte Methoden vor, um in dynamischen Lagen handlungsfähig zu bleiben. Mit visuellen Führungsinstrumenten wie Mindmaps, Zeitstrahlen und Fallprognosen lassen sich Lagebilder strukturieren und Entscheidungen strategisch vorbereiten. Ziel sei es, „vor die Lage“ zu kommen – nicht bloß zu reagieren, sondern antizipativ zu handeln.

Feuerwehrdienstvorschriften in der Überarbeitung

LBD Ben Bockemühl (Leiter der Feuerwehrakademie Hamburg) und BrD Matthias Bunzel (stv. Abteilungsleiter NLBK) berichteten über die umfangreichen Überarbeitungen der Feuerwehrdienstvorschriften (FwDV 100 und 2). Der Fokus liegt auf praxisnaher Ausbildung: Aus Lernfeldern werden konkrete Lernsituationen, orientiert an realistischen Einsatzszenarien. Ziel ist ein umfassender Kompetenzaufbau – gerade in Zeiten wachsender Anforderungen.

Vegetationsbrandbekämpfung – eine internationale Aufgabe

Dr. Ulrich Cimolino (Leiter des AK Waldbrand im DFV) unterstrich die Bedeutung einer koordinierten Strategie gegen Vegetationsbrände. Deutschland ist hier international vernetzt. Die Gefahr solcher Brandereignisse wird die Feuerwehren aufgrund des Klimawandels weiter beschäftigen. Neue Fachempfehlungen und taktische Zeichen, etwa für Luftfahrzeugeinsätze, werden in der länderübergreifenden AG Waldbrandschutz abgestimmt. Cimolino beleuchtete beispielsweise die Vorteile des Hubschraubereinsatzes zur Brandbekämpfung und die Einbindung der Forstwirtschaft bei der Prävention.

Pastor Frank Waterstraat stellte anschließend den Menschen in den Mittelpunkt und betonte Führung als eine Kunst beim verantwortungsvollen Umgang miteinander.

Last but not least stellte Jochen Schäfer als Fachberater Elektromobilität im DFV das Kompetenzzentrum zu dieser wichtigen Thematik vor.

Fazit

Der DFV-Bundesfachkongress 2025 hat gezeigt, wie eng operative Praxis, politische Weichenstellungen und klimatische wie gesellschaftliche Entwicklungen miteinander verwoben sind. Sicherheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe – lokal wie international. Der DFV setzt mit seinem Kongress ein starkes Zeichen für Vernetzung, Resilienz und strategische Vorausschau in der Gefahrenabwehr.

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