Das Crisis Prevention Symposium zum gesundheitlichen Bevölkerungsschutz (kurz: CP-Symposium) findet am 15. und 16. Oktober 2025 in Erfurt statt. Wir haben mit Generalarzt Dr. Bruno Most vorab über die Veranstaltung gesprochen: eine Einordnung des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes in die Gesamtverteidigung, die Potenziale des Veranstaltungsformats und den diesjährigen Themenschwerpunkt CBRN.
Das Interview führte Jessica Fuchs.
Der Schwerpunkt der CP-Symposien bezieht sich auf den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz. Welche Aspekte würden Sie hierzu zählen und welchen Stellenwert hat dies in der Gesamtverteidigung?
Lassen Sie mich mit letzterem beginnen: Sowohl in der militärischen als auch in der zivilen Verteidigung sind Aspekte des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes von herausragender Bedeutung. Präklinische Versorgung, klinische Versorgung, Rettungsdienst, Präventivmedizin, globale Epidemien, all dies beschäftigt uns permanent und wir versuchen diese Themen in den CP-Symposien entsprechend aufzugreifen und Gedankenanstöße zu geben.
In welchen Bereichen sehen Sie den größten Bedarf an ZMZ? Könnte man Gesundheit als einen Kernbereich von ZMZ begreifen?
Je nach Szenario können Fragestellungen der ZMZ im Gesundheitswesen in der Tat herausragenden Stellenwert haben. Ich erinnere mich in der Vergangenheit an den Unterstützungsbedarf der zivilen Seite gegenüber der Bundeswehr während der FIFA-WM 2006. Weit über 50 Prozent der Forderungen waren sanitätsdienstlichen Charakters.
Mein eigenes Credo gegenüber Bund, Ländern, Kreisen und Hilfsorganisationen ist es, den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz in allen Fragen der Gesamtverteidigung von vornherein in die Betrachtung zu rücken und mitzudenken.
Das diesjährige Symposium befasst sich mit dem Thema des CBRN-Schutzes. Wo verorten Sie den CBRN-Schutz im Gesamtkontext von ZMZ und Gesamtverteidigung?
CBRN-Schutz ist ein sensibles und gleichwohl immens wichtiges Thema. Die Experten-Community von militärischer und ziviler Seite arbeitet intensiv an den sicherheitspolitischen Herausforderungen und der Umsetzung auf diesem Gebiet. Wir wollen mit diesem Symposium den Diskurs hinsichtlich der Bedeutung des CBRN-Schutzes befördern und die Verantwortungsträger in Kreisen, Bund und Ländern sowie die Experten bei dieser Diskussion mitnehmen.
Warum lohnt es sich am CP-Symposium teilzunehmen? Welche Zielgruppen werden mit dem Programm angesprochen?
Seit der Annexion der Krim 2014, aber insbesondere seit dem Überfall der Ukraine im Jahr 2022 wird die Frage der Gesamtverteidigung im sicherheitspolitischen Kontext immer entscheidender. Gesamtverteidigung ist militärische und zivile Verteidigung – und genau an dieser Stelle setzen wir mit dem CP-Symposium an.
Wir betonen, dass trotz der hohen Finanzaufwendungen nicht nur die militärische Verteidigung, sondern gerade der Zivilschutz und die zivile Verteidigung von essenzieller Bedeutung sind. Deswegen sprechen wir als Zielgruppen Verantwortliche aus Bund, Ländern und Kreisen an, zu uns zu kommen und mit militärischen Experten diese großen Herausforderungen zu diskutieren.
Zur Geschichte des CP-Symposiums: Wann ist die Veranstaltungsreihe gestartet worden und wie haben sich die Themen der Symposien über die Zeit entwickelt?
Wir haben 2020 und 2021 zunächst mit Online-Seminaren angefangen, da aufgrund der Coronapandemie keine Präsenzveranstaltungen möglich waren. Wir haben vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie aber die Wichtigkeit des Themas gesehen. Damals trug die Veranstaltung noch den Namen „ZMZ-Seminar“.
Seit 2022 führen wir sie nun als Präsenzveranstaltung durch und seit 2023 unter dem aktuellen Namen „CP-Symposium gesundheitlicher Bevölkerungsschutz“, da wir festgestellt haben, dass der alte Name zu sehr nur die militärische Seite angesprochen hat und wir der zivilen Seite mehr entgegenkommen wollten. Wir müssen in der Art und Weise, wie wir das Symposium bewerben, darauf achten, dass wir mit geeigneten Medien und geeigneten Themen beide Zielgruppen gleichermaßen ansprechen.
Das heißt, ich gehe einerseits ganz konkret auf die Zielgruppe Katastrophenschutzbeauftragte der Kreise der zivilen Hilfsorganisationen zu und spreche gleichermaßen auf der militärischen Seite all diejenigen an, die wir im territorialen ZMZ-System finden. Hier sehe ich vor allem Reservisten, die mit dem Thema beschäftigt sind und die ich auf diese Art und Weise zunehmend mit der zivilen Seite vernetzen will.
Wo sehen Sie das CP-Symposium in den kommenden Jahren? (thematisch, politisch, im öffentlichen Diskurs)
Das CP-Symposium hat ein sehr großes Potenzial. Wenn wir es schaffen, diesen riesigen Bereich der Verantwortlichen in den Kreisen mit interessanten Themen anzusprechen, dann haben wir ein Forum, mit dem wir uns wirklich als Meinungsmacher im Bereich des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes etablieren können. Das ist die Zukunftsperspektive.
Wir sind thematisch sehr nah am Bedarfsträger dran. Ich nehme aus jedem Symposium und aus den Diskussionen dort Impulse mit. So ist auch die Idee entstanden, dieses Jahr die Konzentration auf das CBRN-Thema zu legen, weil großes Interesse an diesem Thema signalisiert wird.
Und genau so wollen wir auch in die Zukunft gehen. Das heißt, dass einerseits aus dem sicherheitspolitischen Kontext wichtige Themen mit der Frage aufgegriffen werden, in welche Richtung sich das Thema Gesamtverteidigung entwickelt und welche Implikationen das auf den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz hat, aber gleichzeitig auch Erwartungshaltungen von der Basis z.B. aus den Kreisen aufgenommen werden.
Dabei spielen natürlich auch zentrale Ereignisse aus dem nationalen und internationalen Rahmen eine entscheidende Rolle. Wenn sich die Bedrohungsszenarien verändern, dann versuchen wir dies natürlich auch mit unseren Themen im Symposium entsprechend aufzugreifen.
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:
