XPONENTIAL Europe: Drohnenabwehr und KRITIS-Schutz

Verletzungen des Luftraums, feindliche Drohnenüberflüge, Störmanöver an Flughäfen im In- und Ausland: Die neue Realität der Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat Europa eingeholt. Das zeigt auch die XPONENTIAL Europe in Düsseldorf. Die Messe für autonome Systeme und Robotik steht im Zeichen von Dual Use – der zivilen und militärischen Nutzung von Technologien. Im Bereich Defense liegt der Fokus auf autonomen Systemen, die zur Verteidigung eingesetzt werden – etwa in der Luftaufklärung, der Abwehr von Angriffen, der Versorgung oder der Steuerung von Einheiten im Einsatz. 

Autonome Technologien auf der XPONENTIAL Europe 2026. Im Bild: Die Drohne A900 – ein vielseitig einsetzbares System für Aufklärungs- und Inspektionsmissionen.
Autonome Technologien auf der XPONENTIAL Europe 2026. Im Bild: Die Drohne A900 – ein vielseitig einsetzbares System für Aufklärungs- und Inspektionsmissionen.
Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

„Die Schaffung einer europaweiten Drone Wall ist ein zentrales Thema der kommenden XPONENTIAL Europe“, sagt Messe Director Malte Seifert. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage fordern Experten die Schaffung einer nationalen Taskforce zur Detektion und Luftabwehr. Vor diesem Hintergrund, so Seifert, sei die XPONENTIAL Europe als Fachmesse der Technologieführer die wichtigste Plattform der Branche in Europa. Dabei zeigt sich: Neben großen Rüstungsunternehmen prägen Start-ups das Bild. Viele von ihnen werden auf der XPONENTIAL Europe zu sehen sein. Sie findet vom 24. bis 26. März 2026 auf dem Messegelände Düsseldorf statt.

Manchmal beginnt die Zukunft in Orten, die selbst nur mit GPS zu finden sind. Etwa in Schrobenhausen, in Gilching oder der kleinen Ortsgemeinde Strickscheid. Was diese Orte verbindet, ist der Kampf gegen feindliche Drohnen. Das gilt für Quantum Systems in Gilching, ebenso wie für MBDA Deutschland in Schrobenhausen und die Aaronia AG in Strickscheid. Ganze 28 Einwohner zählt dieser idyllische Fleck in der Vulkaneifel. Die Besucher, die hierherkommen, sind zumeist nicht auf der Suche nach Burgen, Vulkanlandschaften oder dem 60 Kilometer entfernten Nürburgring. Stattdessen ist die Aaronia AG das Ziel.

Denn bereits 2013 hat das dort ansässige, auf Mess-, Ortungs- und Überwachungstechnik spezialisierte Unternehmen das weltweit erste Drohnenerkennungssystem AARTOS entwickelt. Mehr als 600 dieser Systeme sind derzeit weltweit in Betrieb. Wo sie zum Einsatz kommen, schützen sie Flughäfen, Kraftwerke oder NATO-Territorien und Tagungen – beispielsweise die Airports London Heathrow, Singapur und Oman oder das NATO-Gipfel Treffen in Den Haag.

Drone Wall: Europas Verteidigung formiert sich neu

Sie sind nur ein Teil des Abwehrriegels gegen die wachsende Bedrohungslage, die zunehmend ernster geworden ist. Allein im ersten Quartal des laufenden Jahres gab es im deutschen Luftraum mehr als 500 verdächtige Drohnensichtungen. Vor diesem Hintergrund hat die EU die diskutierte Initiative einer Drone Wall konkretisiert.

Ziel ist es, damit ein abgestuftes Verteidigungssystem gegen unbemannte Bedrohungen zu schaffen. Dieses soll – analog zur European Sky Shield Initiative (ESSI) im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung – als gesamteuropäisches Programm aufgesetzt werden. Damit sollen bestehende nationale Kompetenzen vernetzt, stationäre und mobile Systeme einbezogen sowie die Zahl der C-UAS-Lösungen deutlich erhöht werden – in der Detektion, Identifikation und gezielten Abwehr in der Luftverteidigung und bodengestützten Flugabwehr.

Bedrohungslage ist dynamisch

„Die aktuelle (hybride) Bedrohung durch Drohnen ist dynamisch und hochgradig komplex. Entscheidend ist: Wir haben Systeme und Lösungen, die sofort einsatzfähig sind – gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck daran, diese zu skalieren und entsprechend der spezifischen Bedrohungsszenarien kontinuierlich weiter-zuentwickeln“, sagt Daniela Hildenbrand.

Sie ist Expertin für Drohnenabwehr beim Sensorspezialisten und Systemintegrator HENSOLDT. Das in Taufkirchen ansässige Unternehmen entstand vor acht Jahren durch die Ausgliederung der früheren Geschäftsbereiche von Airbus Defence and Space für Sensortechnologie in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Luft- und Raumfahrt. Heute ist HENSOLDT eines der führenden europäischen Häuser für Verteidigungs- und Sicherheitselektronik. Auf dessen Radar- und optronischen Systeme setzen Bundeswehr und Polizei ebenso wie Armeen und Sicherheitsbehörden befreundeter Staaten.

Mit Quantum Systems, einem der führenden Hersteller von Aufklärungsdrohnen, wurde im Frühjahr eine strategische Partnerschaft vereinbart. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Entwicklung softwaredefinierter Verteidigungssysteme voranzutreiben. Die Partnerschaft vereint das umfassende Know-how von HENSOLDT in den Bereichen Sensordatenfusion, Sensorressourcen- und Datenmanagement sowie verteilte Systeme mit den hochmodernen unbemannten Flugsystemen und dem Software-Stack von Quantum Systems.

Abfangdrohnen sollen Luftraum schützen

Quantum Systems selbst hatte erst vor wenigen Wochen mit der „Jäger“-Drohne eine Abfangdrohne mit Raketenantrieb und autonomer KI-Steuerung präsentiert. Sie wird von einem Feststoffraketenmotor angetrieben und kann innerhalb von nur 30 Sekunden auf 4.000 Meter Höhe katapultiert werden. Das System ist darauf ausgelegt, feindliche Drohnen zu neutralisieren. Durch störungsresistentem Datenlink und autonomer Steuerung ohne GPS-Abhängigkeit bleibt das System auch in elektronisch gestörten Einsatzumgebungen funktionsfähig.

Start-ups stärken Verteidigungsfähigkeit

Die Jäger von Quantum Systems sind nur ein Waffensystem, das zum Einsatz kommt. Auch Start-ups wie Argus Interception aus dem niedersächsischen Rotenburg an der Wümme, dessen Fluggeräte mit Fangnetzen ausgestattet sind, sowie das Münchner Unternehmen Tytan Technologies sollen die Abwehr sichern. Erst vor wenigen Wochen wurde das 2023 gegründete Unternehmen an der Isar von der Bundeswehr damit beauftragt, ein Konzept für den Schutz sämtlicher militärischer Liegenschaften der Bundeswehr zu erstellen.

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