Wiesbaden/Fernwald-Annerod. Innenminister Roman Poseck hat die interdisziplinäre Übung zur Waldbrandbekämpfung „Inferno Experts – Annerod 2025“ besucht. Die groß angelegte Übung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der Fachgruppe Waldbrand der Feuerwehr Fernwald, dem Katastrophenschutz sowie der Polizeifliegerstaffel Hessen durchgeführt. Ziel war die Optimierung standardisierter Verfahrensabläufe für den Einsatzfall einer Katastrophenlage, insbesondere im Hinblick auf die steigende Zahl von Vegetationsbränden in Hessen und ganz Deutschland.
Bislang wurden in Hessen in diesem Jahr 87 Waldbrände registriert, bei denen rund 13 Hektar Fläche abgebrannt sind. Im Jahr 2020 zählten hessische Feuerwehren insgesamt 102 Waldbrände. Im eher feuchten Jahr 2021 waren es 29 Waldbrände. Im Jahr 2022 wurde in Hessen mit mehr als 264 Waldbränden ein neuer Höchstwert registriert.
Die abgebrannte Fläche betrug dabei rund 122 Hektar. Im Jahr 2023 wurden 52 Waldbrände erfasst, bei denen rund 20 Hektar Fläche abrannte. Im vergangenen Jahr 2024 lag der Wert bei 25 Waldbränden und 0,5 Hektar Fläche. Statistisch erfasst werden unter dem Begriff „Waldbrand“ alle Einsätze, bei denen die Feuerwehr aufgrund eines Brandes eines Waldes, Feldes oder einer Wiese mit der Gefahr der weiteren Ausdehnung alarmiert wurde.
Höhepunkt der Übung war der koordinierte Löschangriff aus der Luft mit einem mit „Bambi-Bucket“ ausgestatteten Polizeihubschrauber sowie umfangreiche Bodenmaßnahmen. Das Szenario umfasste die Errichtung eines Wasseraufnahmeplatzes, das kontrollierte Entzünden mehrerer Brandstreifen sowie die anschließende kombinierte Brandbekämpfung. Dabei kam ein Eurocopter EC 145 der Polizeifliegerstaffel Hessen zum Einsatz, der mit einem 795 Liter fassenden Löschwasserbehälter ausgestattet ist.
Die im Rahmen der Übung eingesetzten Einheiten umfassten u.a. Feuerwehrfahrzeuge aus dem Katastrophenschutz, einen Einsatzleitwagen des Landkreises Vogelsberg sowie ein Wechselladerfahrzeug mit speziellem Abrollbehälter für Waldbrandbekämpfung.
Heimatschutzminister Roman Poseck zeigte sich vor Ort beeindruckt und erklärte: „Heute sind rund 50 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Fernwald und Lauterbach zusammengekommen, um gemeinsam mit einem Polizeihubschrauber mit Außenlastbehälter das Zusammenspiel boden- und luftgebundener Waldbrandbekämpfung zu üben.
Das ist besonders wichtig, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Diese Übung zeigt eindrucksvoll, wie unverzichtbar eine enge Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden ist. Nur durch regelmäßiges und realitätsnahes Training können wir sicherstellen, dass alle beteiligten Einheiten – von der Feuerwehr über den Katastrophenschutz bis hin zur Polizei – schnell und effektiv zusammenarbeiten. Dieses Training ist aktive Vorsorge für die Sicherheit unserer Bevölkerung.
Die steigende Anzahl von Vegetationsbränden, die unter anderem auch durch den fortschreitenden Klimawandel begünstigt wird, stellt uns vor große Herausforderungen. Deshalb setzen wir auf moderne Technik, leistungsfähige Einsatzmittel und koordinierte Konzepte, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Dazu tragen auch die heutige Waldbrandbekämpfungsübung sowie eine gute personelle und sachliche Ausstattung bei.
Durch umfangreiche Beschaffungs- und Fördermaßnahmen der Landesregierung ist sichergestellt, dass die mehr als 2.400 Feuerwehren der hessischen Kommunen über eine flächendeckend einheitliche, leistungsfähige und moderne Ausstattung zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden verfügen. Abgestimmte Waldbrand-Alarmpläne und digitale Waldbrandeinsatzkarten, mit denen die Einsatzkräfte auf Mobilgeräten ein umfassendes Lagebild über Waldwege, Topographie und Infrastruktur wie mögliche Löschwasserentnahmestellen verfügen, ermöglichen schnelle Reaktionszeiten.
Den rund 70.000 Feuerwehrfrauen und -männern, die in den kommenden Monaten in der Waldbrandbekämpfung besonders gefordert sein werden, gilt mein Dank. Sie haben auch dieses Jahr bereits erfolgreich kleinere Waldbrände wie in Hanau schnell unter Kontrolle gebracht und damit Schlimmeres verhindert.
Hessen ist für die Bekämpfung großflächiger Waldbrände gut gerüstet. Unsere Brandschützerinnen und Brandschützer stehen für verantwortungsbewusstes Handeln, hohe fachliche Kompetenz und äußerst engagierten Einsatz. Ich danke den Beteiligten, die heute mit hohem Engagement an der Waldbrandbekämpfungsübung mitgewirkt haben. Das Training ist ein wichtiger Baustein zur Stärkung unseres Brandschutzes in Hessen.
Ich rufe auch alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich im Wald und auf Wiesen umsichtig zu verhalten, damit Wald- und Vegetationsbrände nach Möglichkeit von vornherein verhindert werden.“
Die hochmotivierten, gut ausgebildeten und umfangreich ausgestatteten hessischen Feuerwehren sind nicht nur in der Lage, Waldbrandeinsätze in Hessen und im Rahmen der länderübergreifenden Hilfe in anderen Bundesländern zu leisten. Im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens (EUCPM) werden hessische Feuerwehreinheiten in diesem August für zwei Wochen in der französischen Region Nouvelle Aquitaine nahe der Stadt Bordeaux stationiert, um dort bei Waldbrandlagen schnell und unkompliziert unterstützen zu können.
Strategisch gestärkt: Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung in Hessen
Das Land Hessen stellt sicher, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte über eine moderne und leistungsfähige Ausstattung im Katastrophenschutz verfügen. So hat die hessische Landesregierung seit dem Jahr 2008 rund 100 Millionen Euro in die umfängliche Ausstattung und technische Modernisierung des hessischen Katastrophenschutzes investiert.
Dank dieser Ausstattungsoffensive hat das Land die Zahl der Landesfahrzeuge im Katastrophenschutz seit dem Jahr 2008 von 278 auf knapp 900 mehr als verdreifacht. Bei den Beschaffungsmaßnahmen hat das Land stets auch die sich verändernden Einsatzlagen und Aufgabengebiete im Blick. Das Land hat deshalb in den letzten Jahren schwerpunktmäßig Einsatzmittel zur Bekämpfung von Waldbränden und zur Bekämpfung von Starkregen- und Hochwasserereignissen beschafft.
So wurden vergangenes Jahr 26 hochgeländegängige Gerätewagen-Logistik Katastrophenschutz (GW-L KatS) mit je drei Einsatzmodulen (Vegetationsbrandbekämpfung, Hochwasser und Evakuierung) für insgesamt ca. 21 Mio. Euro beschafft, die flächendeckend in allen 26 Landkreisen und kreisfreien Städten in Hessen stationiert wurden.
Zur Stärkung des Waldbrandschutzes wurden im Jahr 2018 insgesamt 426 Waldbrand-Einsatzsets in einem Gesamtwert von 526.000 Euro für die Katastrophenschutz-Löschzüge beschafft und flächendeckend in allen Gemeinden in Hessen an die Einheiten übergeben. Sie bestehen unter anderem jeweils aus einer Rucksackspritze mit 19 Litern Löschwasserinhalt mit Handpumpe, drei D-Strahlrohren, drei Längen (20m) D-Druckschlauch und einem Kugelhahnverteiler. Damit wurde die Ausstattung der Katastrophenschutz-Löschzüge sinnvoll ergänzt, die mit den Sets Glutnester gezielter bekämpfen können.
Zur Förderung großer Mengen an Löschwasser steht in jedem der sieben Leitfunkstellenbereiche ein Abrollbehälter Löschwasserversorgung (AB-LWV) zur Verfügung, für die das Land insgesamt mehr als 3,1 Millionen Euro investiert hat.
Außerdem wurden im Jahr 2019 vier Abrollbehälter Waldbrand im Gesamtwert von ca. 307.000 Euro beschafft, die mit den landeseigenen Wechselladerfahrzeugen des Katastrophenschutzes transportiert werden können. Die darin befindlichen Außenlastbehälter für Hubschrauber (Bambi-Buckets) zur Waldbrandbekämpfung aus der Luft mit einem Fassungsvermögen von 795 bzw. 1960 Litern werden von der Polizeifliegerstaffel Hessen in Egelsbach und der Bundespolizeifliegerstaffel in Fuldatal eingesetzt.
Spezielle Einsatzfahrzeuge in der Brandschutzförderung und Schwerpunkt in der Ausbildung
Den 2.400 hessischen Feuerwehren stehen darüber hinaus moderne Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, die in der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung Einsatz finden. Alleine im vergangenen Jahr wurden 145 Fahrzeuge, darunter 81 wasserfördernde Löschfahrzeuge, mit rund 5,8 Millionen Euro gefördert.
Seit 2023 bezuschusst das Land neben Standard-Fahrzeugen, die auch bereits für die Vegetationsbrandbekämpfung verwendet werden können, im Rahmen der Brandschutzförderung auch Staffellöschfahrzeuge StLF 20-V und Tanklöschfahrzeuge TLF 4000-V, die eine besondere Eignung für die Vegetationsbrandbekämpfung aufweisen. Sie verfügen über eine spezielle technische Ausstattung zur Waldbrandbekämpfung, können z.B. bis zu 3.000 Liter bzw. 4.000 Liter Löschwasser transportieren und sind besonders geländefähig.
Ein besonderes Augenmerk liegt in Hessen auch auf der Ausbildung im Bereich der Waldbrandbekämpfung. Zur Aus- und Fortbildung der Polizeiflugdienste und der Abrollbehälter-Waldbrand-Standorte werden gemeinsame Übungen mit den kommunalen Feuerwehren in den Landkreisen durchgeführt, um das Zusammenwirken aller Beteiligten zu erhöhen. Die Hessische Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel bietet Einsatzkräften spezielle Seminare zur Waldbrandbekämpfung an.
Quelle: Hessisches Innenministerium
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