Waldbrandgefahr im März? Die sonnige und trockene Wetterlage zu Beginn des Monats sorgte dafür, dass in manchen Teilen Deutschlands schon zu diesem Zeitpunkt die zweithöchste Waldbrandwarnstufe erreicht wurde. Waldbrandprävention ist somit ein Thema für das ganze Jahr. Das Security Network hat nachgefragt, welche Maßnahmen das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft im südlichen Nordrhein-Westfalen hierzu ergreift.
Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft erstreckt sich über die kreisfreien Städte Bonn und Köln sowie den Rhein-Erft-Kreis und den Rhein-Sieg-Kreis. Das Amt ist für die darin liegenden Waldflächen verantwortlich, welche in Summe 52.635 Hektar umfassen. Dazu zählt auch der Naturpark Kottenforst am südwestlichen Stadtrand von Bonn. Hier fand ein Interview mit Volker Koch statt, der beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft als Fachberater Forst für das Thema Waldbrand und die Unterstützung der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes zuständig ist
Waldbrandprävention durch Aufforstung
Im Kottenforst zeigte Volker Koch beispielhaft, wie Wälder durch Aufforstungsmaßnahmen vor großen Waldbrandschäden geschützt werden können. Aufgrund massiver Schäden durch starken Borkenkäferbefall sind nicht nur im Kottenforst, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen einige Kahlflächen vorhanden, in denen nur noch einzelne Nadelbäume zu finden sind.
Die auf diesen Kahlflächen verbliebenen Dürrständer und der Schlagabraum stellen eine erhöhte Brandlast dar und sind damit ein Risikofaktor für die Entstehung von Waldbränden. Deswegen werden solche Flächen mit verschiedenen Laubholzarten angereichert, denn diese sind im Vergleich zu Nadelbäumen, deren Stämme besondere Harze enthalten, weniger brennbar und verbessern außerdem die Beschaffenheit der Bodenstreu des Waldes.
Nadelstreu sammelt sich wegen der längeren Zersetzungsdauer in höherem Maße an als Laubstreu. Diese Rohhumusauflage (ungünstigste Humusform) ist zum Teil mehrere Zentimeter mächtig und sollte im Brandfall gut abgelöscht werden, da sonst unterirdische Schwelbrände möglich sind, die – wenn sie unentdeckt bleiben – einen weitflächigen Brand auslösen und dessen Bewältigung sehr erschweren können. Die Laubstreu wird meist aufgrund der besseren Humusart (Mull oder Moder) besser zersetzt, sodass unter der Laubstreu des letzten Jahres schon der Mineralboden ansteht, der dem Feuer keine weitere Nahrung liefert.
Waldbrände: Die Lage in Nordrhein-Westfalen
Der Waldzustandsbericht für das vergangene Jahr 2024 zeigt für das Land Nordrhein-Westfalen, dass aufgrund der wechselhaften und relativ feuchten Witterung das geringste Waldbrandgeschehen seit 2012 vorlag. Dennoch bleiben die Forstämter wachsam, arbeiten an der Gesundheit der Wälder und vernetzen sich mit Feuerwehren und Katastrophenschutzbehörden, um für das tatsächlichen Auftreten eines Waldbrandes bestens vorbereitet zu sein. Zu den diesbezüglichen Aufgaben des Forstamtes sagt Volker Koch:
Wir als Forstamt sind beratend tätig und unterstützen die Feuerwehr und den Katastrophenschutz mit Informationen. Also wo laufen im Wald Versorgungsleitungen, Strom oder Gas? Gibt es munitionsbelastete Flächen? Wo gibt es Löschwasser? Also aus welchen Teichen oder Flüssen kann die Feuerwehr Wasser ziehen, um den Weg für die Wasserbeschaffung zur Brandbekämpfung halt so kurz wie möglich zu halten?
Außerdem unterstützt das Forstamt die Logistik der Einsatzkräfte durch Informationen zu befahrbaren Wegen im betroffenen Wald. Solche Abläufe und regionale Waldbrandkonzepte werden bei umfangreichen Waldbrandübungen getestet, wie beispielsweise im Juni 2022 in Windeck im Rhein-Sieg-Kreis.
Der Mensch als größte Gefahr für den Wald
Vor allem in städtischen Ballungsgebieten sind die umliegenden Wälder bei Menschen zur Erholung besonders beliebt. Allerdings seien laut Volker Koch viele Waldbesucher noch nicht genug sensibilisiert, um sich der besonderen Gefahren ihres möglichen Verhaltens bewusst zu sein.
So wissen sehr viele Menschen beispielsweise nicht, dass vom 1. März bis 31. Oktober ein absolutes Rauchverbot im Wald gilt, das bei Zuwiderhandlung ein Bußgeld von 150 Euro nach sich zieht. Je nach aktueller Beschaffenheit eines Waldes kann ein Verstoß gegen dieses Verbot massive Folgen haben: Ein besonders großer Flächenbrand fand 2020 in der Nähe von Gummersbach statt – ausgelöst durch eine im Wald weggeworfene Zigarette.
Es besteht also nicht nur in Bezug auf die richtige Aufforstung, sondern vor allem auch in pädagogischer Hinsicht ein dringender Handlungsbedarf, damit unnötige Waldbrände durch menschliches Verhalten vermieden werden können.
Weitere Fragen rund um das Thema Waldbrand und die Arbeit im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft wurden in einem ausführlichen Interview besprochen, das Sie hier ansehen können.