Die Integrierte Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach setzt als erste Leitstelle in Bayern auf ein innovatives Kommunikationssystem, das Sprachbarrieren bei Notrufen überwindet: ASGARD, ein KI- gestütztes Übersetzungssystem der Frequentis Deutschland GmbH. Damit wird die Echtzeit-Kommunikation mit fremdsprachigen Anrufenden möglich – schnell, präzise und barrierefrei.
„Was, wenn ein Mensch in einer akuten Notsituation Hilfe braucht, aber kein Deutsch spricht? Genau für diese Fälle haben wir ASGARD eingeführt“, erklärt Dr. Christopher Häfner, Leiter der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach. „So stellen wir sicher, dass Hilfe auch dann ankommt, wenn die Worte fehlen.“
Gesellschaft zunehmend geprägt von kultureller und sprachlicher Vielfalt
„Gelingende Integration bedeutet, dass wir uns nicht auf die ‚Amtssprache Deutsch‘ zurückziehen, sondern aktiv Wege schaffen, damit Menschen in kritischen Lebenslagen verstanden werden. Mit der Einführung von ASGARD setzen wir heute einen wichtigen Baustein für Integration in stressigen Not- und Krisensituationen.
Ob bei Feuer, Unfall oder Herzinfarkt – die 112 wird ein zweites Mal international: nicht nur seit Jahren von Belgien bis Zypern als EU-weit einheitliche und vorwahlfreie Notrufnummer, sondern nun auch mehrsprachig – unterstützt durch künstliche Intelligenz“, betont Peter Herzing, Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Bayreuth, in seiner Begrüßung.
Die Herausforderung: Sprachbarrieren bei Notrufen
Die europaweit einheitliche Notrufnummer 112 existiert seit 1991 – doch Verständigung blieb bislang eine Hürde. Während englische Anrufe oft noch verstanden werden konnten, stellten Sprachen wie Arabisch, Russisch, Rumänisch oder Farsi bisher große Probleme dar. Schon das Erkennen der Sprache war häufig schwierig. Bisherige Lösungen griffen meist auf freiwillige Dolmetscher zurück – ein aufwändiger und unzuverlässiger Weg, insbesondere in zeitkritischen Situationen.
Die Lösung: Echtzeit-Übersetzung mit ASGARD
Das neue System ASGARD markiert einen entscheidenden Fortschritt:
- Automatische Erkennung von rund 400 Sprachen und Dialekten
- Echtzeit-Übersetzung fremdsprachiger Notrufe ins Deutsche
- Bidirektionale Kommunikation: Disponent*innen können sowohl freie Texte als auch Standardfragen eingeben, die sofort übersetzt und dem Anrufenden per Sprachausgabe vorgelesen werden. So entsteht ein flüssiger Dialog ohne gemeinsame Sprache – und damit eine zuverlässige Basis für schnelle Hilfeleistungen.
Vorreiterrolle für Bayreuth/Kulmbach
Mit der Einführung von ASGARD übernimmt die ILS Bayreuth/Kulmbach eine Pionierrolle in Bayern. Die Region ist geprägt von internationaler Vielfalt: Menschen mit Migrationshintergrund, internationale Studierende, Gäste derRichard-Wagner-Festspiele oder Saisonarbeitskräfte. Sie alle sollen im Notfall sicher sein und adäquate Hilfe erhalten – unabhängig von Sprachkenntnissen.
„Die Nutzung von ASGARD ist für uns ein starkes Signal für Sicherheit, Menschlichkeit und Integration“, betont Markus Ruckdeschel, Kreisgeschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Bayreuth. „Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zu Teilhabe und gesellschaftlichem Zusammenhalt in unserer Region.“
Würdigung durch den Staatssekretär
Der an der Veranstaltung teilnehmende Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner, würdigte die Einsatzfähigkeit und das Engagement der Feuerwehren, des Rettungsdienstes sowie des Katastrophenschutzes in Bayern. Besonders hob er die Rolle der Integrierten Leitstellen hervor, die er als zentrales Bindeglied zwischen den Notrufenden und den Einsatzkräften bezeichnete.Entscheidend sei dabei eine funktionsfähige Kommunikation, so Kirchner.
Diese gewinne angesichts einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft sowie zahlreicher Durchreisender und Touristinnen und Touristen, die im Notfall Hilfe benötigen, immer mehr an Bedeutung. „Gemeinsames Ziel aller Akteure im Blaulichtsektor und gemeinsame Verpflichtung ist der Schutz der Bürgerinnen und Bürger durch die Sicherstellung eines hochleistungsfähigen Notrufes 112.“
Die Nutzung des KI-gestützten Notrufsystems mit seinen erweiterten Spracherkennungsfunktionen spiele hierbei eine zentrale Rolle. Weitere Leitstellen in Bayern sollen diesem Beispiel folgen, um die Qualität der Notrufbearbeitung langfristig weiter zu steigern.
Kirchner sprach allen Mitarbeitenden in den Leitstellen in ganz Bayern seinen Dank für ihre hervorragende Arbeit aus. Sie leisten Tag für Tag einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz und zur Sicherheit der Bevölkerung.
KI-gestützte Notrufabfrage als Modellprojekt für mehr Sicherheit aller Menschen
Auch weitere Vertreter aus Politik und Rettungswesen und Partner der ILS Bayreuth/Kulmbach lobten die Bedeutung der neuen KI-gestützten Notrufabfrage für die Sicherheit in der Region und ddarüber hinaus:
Günter Schober, Bevollmächtigter des Vorstandes der AOK Bayern, unterstrich die Bedeutung der KI-gestützten Notrufabfrage als Leuchtturmprojekt für die AOK. Sie leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Menschen und könne als Blaupause für weitere Leitstellen in Bayern dienen.
Florian Wiedemann, Landrat des Landkreises Bayreuth, betonte, dass die Einführung der KI-gestützten Notrufabfrage eindrucksvoll zeige, wie moderne Technik und menschliches Engagement Hand in Hand gehen können. In Notsituationen zähle jede Sekunde, und die schnelle Verständigung könne über Leben und Tod entscheiden.
Mit dem neuen System würden Sprachbarrieren überwunden, die bisher ein großes Hindernis darstellten – ein Meilenstein für die Sicherheit der Menschen in der Region, so Wiedermann. „Es ist ein beruhigender edanke, dass Menschen, egal ob aus Bayreuth, Barcelona oder Bagdad, im Ernstfall nun verstanden werden und schnell Hilfe erhalten“, fügte er hinzu. Gleichzeitig sende das Projekt ein starkes gesellschaftliches Signal: Niemand werde allein gelassen, unabhängig von Herkunft oder Sprache.
Thomas Ebersberger, Vorsitzender des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Bayreuth/Kulmbach und Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, hob hervor, dass die KI-gestützte Notrufabfrage gerade in einer Stadt mit über 12.000 Menschen mit ausländischem Pass und vielen weiteren internationalen Bewohnern entscheidend sei, um Verständigung bei Notfällen sicherzustellen. Dank der neuen Technologie können Notrufe nun in bis zu 400 Sprachen simultan verstanden und schnelle Hilfe gewährleistet werden. Ebersberger dankte allen Beteiligten sowie dem Freistaat Bayern für die Unterstützung.
Hintergrund: ASGARD
ASGARD – benannt nach der Heimat der Götter in der nordischen Mythologie – ist ein modernes, KI-basiertes System zur barrierefreien Kommunikation in Notlagen. Entwickelt von der Frequentis Deutschland GmbH, kommt es nun erstmals in Bayern bei der Notrufannahme zum Einsatz.
Quelle: BRK
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