Effiziente Versorgung durch Telenotarzt – medDV auf der RETTmobil 2025

In Zeiten, in denen jede Minute zählt, bringt der  Telenotarzt (TNA) der Firma medDV aus dem hessischen Fernwald frischen Wind in die deutsche Notfallmedizin. Die digitale Lösung ermöglicht es, die Versorgungsqualität in der Notfallmedizin deutlich zu verbessern, indem Notärzte ortsunabhängig, schnell und effizient in Einsätze eingebunden werden können.

Das Telenotarzt-System von medDV auf der RETTmobil 2025
Das Telenotarzt-System von medDV auf der RETTmobil 2025
Foto: CPM Security Network / Jessica Fuchs

Das Produkt von medDV erlaubt es, einen Notarzt digital in laufende Einsätze einzubinden – ohne physische Anwesenheit vor Ort. Der entscheidende Vorteil: Die oft zeitkritische Anfahrt des Notarztes entfällt. Stattdessen kann sofort medizinische Expertise bereitgestellt werden, während die Rettungskräfte vor Ort agieren. „Durch den Telenotarzt kann man entlegene Gebiete besser erschließen und viel Zeit sparen“, erläutert Florian Blaum von medDV auf der RETTmobil 2025.

Die durchschnittliche Behandlungszeit des Telenotarztes liegt zwischen sechs und acht Minuten. Besonders bemerkenswert ist die Flexibilität des Systems: Ist in der Nähe des Einsatzortes kein Telenotarzt verfügbar, wird die Anfrage automatisch an einen verfügbaren Kollegen andernorts weitergeleitet.

Funktionsweise des Telenotarzt-Systems

Die technische Umsetzung beeindruckt durch lückenlose Informationsvermittlung. Das TNA-System ermöglicht einen Live-Überblick über alle einsatzrelevanten Daten: Vitalparameter, EKG, Anamnese und Bilder werden in Echtzeit übertragen – unabhängig von den technischen Anbietern der verwendeten Geräte und Systeme vor Ort. GPS-Daten werden auf einer Kartenansicht dargestellt, sodass freie Klinikplätze in der Umgebung digital abgefragt und Transportentscheidungen fundiert getroffen werden können.

Der Zugriff erfolgt über eine Smartphone-App oder das NIDAmobile-Dokumentationssystem von medDV. Bei Internetausfall ist ein Rückgriff auf Telefonverbindungen möglich. Bei Großschadenslagen kann ein eigenes Mobilfunknetz aufgespannt werden, um überlasteten öffentlichen Netzen auszuweichen und die Verbindungen zwischen Rettungswagen und Telenotarzt sicherzustellen. Für die Funktionsfähigkeit in Blackout-Szenarien arbeitet medDV bereits an Lösungen.

Ein besonderes Feature ist die Möglichkeit, unbegrenzt viele Teilnehmende in Videokonferenzen hinzuzufügen – seien es Angehörige für die Fremdanamnese, der Giftnotruf, Hausärzte oder Personal aus umliegenden Kliniken.

Multitasking für Notärzte

Durch das digitale Arbeitssystem kann ein Telenotarzt mehrere Einsätze gleichzeitig betreuen, üblich sind drei bis fünf parallele Einsätze pro Telenotarzt. Ein in Echtzeit synchronisiertes Dashboard hilft dabei, den Überblick zu behalten, indem es alle relevanten Informationen der Einsätze auf einen Blick präsentiert: Vitalparameter, Status der Delegationen, Kartenpositionen sowie den jeweiligen optionalen Videostream.

Für die Notärzte selbst bietet das System ebenfalls Vorteile: „Der große Vorteil ist natürlich, dass man, wenn nachts um 3 Uhr ein Einsatz reinkommt, an den Schreibtisch geht und nicht aus dem Haus gehen muss“, erklärt Blaum. Die Arbeit verändert sich dabei grundlegend: „Es gibt kaum Patientenkontakt für die Telenotärzte, sondern mehr Kontakt zu den Notfallsanitätern vor Ort, die praktisch die Arme und Ohren des Telenotarztes darstellen.“

Einsatzprotokoll und kollaborative Dokumentation

Ein weiterer Pluspunkt ist das digitale Einsatzprotokoll mit Zwei-Wege-Synchronisation zwischen der Dokumentation vor Ort und dem Telenotarzt, inklusive automatischer Zeitstempel. Sowohl die Rettungskräfte als auch der Telenotarzt können auf die Dokumentationsmaske zugreifen – ideal, um die Kräfte vor Ort von bürokratischen Aufgaben zu entlasten und ihnen mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung zu geben.

Die kollaborative Verschriftlichung erhöht zudem die Patientensicherheit, da beispielsweise die Medikamentengabe in Echtzeit vom Notarzt angewiesen und dokumentiert wird.

Über die Primärversorgung hinaus

Das TNA-System beschränkt sich nicht nur auf notärztliche Unterstützung bei Primäreinsätzen: Auch die Begleitung von Sekundärtransporten ist möglich. Der Telenotarzt kann jederzeit digital zur Einschätzung und Steuerung von Verlegungsfahrten hinzugezogen werden. Über ein Vorgesprächsprotokoll kann er den Transport bewerten und Empfehlungen zur Fahrzeugdisposition aussprechen. Dieses Protokoll wird automatisch an die Leitstelle übermittelt.

Bislang zwei erfolgreiche Projekte in Deutschland

Derzeit laufen zwei Projekte von medDV in Deutschland: In der Region Ostwestfalen-Lippe in den Städten Bielefeld und Paderborn, gestartet vor anderthalb Jahren, wurden bereits über 5.000 Einsätze mit dem Telenotarzt absolviert. Der Erfolg spricht für sich: Mittlerweile werden über acht Einsätze in 24 Stunden mit TNA durchgeführt, was zur Einrichtung eines zweiten TNA-Arbeitsplatzes führte. Der Telenotarzt ist hier rund um die Uhr verfügbar.

In Cottbus, wo das System erst vor sechs Wochen startete, werden bereits vier TNA-Einsätze in 24 Stunden durchgeführt – allerdings vorerst nur werktags tagsüber. Ein sukzessiver Ausbau ist geplant.

Qualifikation und Finanzierung

„Nicht jeder kann Telenotarzt werden. Man braucht einen Facharzt und muss einen Extra-Kurs belegen. Außerdem muss man weiterhin eine bestimmte Anzahl an normalen Notarzteinsätzen vorweisen können, um für diese Tätigkeit qualifiziert zu sein“, betont Blaum im Gespräch.

Die Finanzierung erfolgt über Krankenkassen und andere Träger. Wichtig zu betonen ist: „Das Ziel ist nicht, dass man Notarztstandorte einspart, sondern den Einsätzen, die physisch einen Notarzt benötigen, immer einen zur Verfügung stellen zu können.“

Empowerment der Rettungskräfte

Ein oft übersehener Aspekt des Telenotarzt-Systems ist die Stärkung der Rettungskräfte vor Ort:

„Rettungskräfte freuen sich über den Einsatz des TNA-Systems, da sie mehr Therapien am Patienten selbstständig durchführen dürfen. Man traut ihnen hier einfach mehr zu“,

berichtet Blaum.

Mit dem Telenotarzt-System wird die Notfallmedizin in Deutschland auf eine neue Stufe gehoben – digital, effizient und mit dem klaren Fokus auf eine verbesserte Patientenversorgung, was besonders in strukturschwachen und ländlichen Regionen große Vorteile verspricht.

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