Tactical Emergency Casualty Care (TECC) – Sicherheit und Versorgung in Bedrohungslagen

Veränderte (geo-) politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte und eine gefühlt andauernde abstrakte bzw. reale Bedrohung durch Terrorlagen oder Straftaten mit niedriger jedoch exzessiver Gewaltschwelle verlangen neue Handlungskonzepte und Algorithmen in der Notfallmedizin. Tactical Emergency Casualty Care (TECC) bietet eine Lösung, die gleichermaßen Patienten und Einsatzkräfte schützt.

TECC: Ein Teilnehmer versorgt eine Patientendarstellerin
Ein Teilnehmer versorgt eine Patientendarstellerin
Foto: DBRD Akademie GmbH

TECC vermittelt weit mehr als medizinisches Handwerk. Es steht für ein Denken in taktischen Kategorien, sowohl hinsichtlich der Umsetzung von Medizin als auch des Verhaltens in lebensbedrohlichen (polizeilichen) Einsatzlagen. Ein Handeln, das Leben rettet und Risiken minimiert. In Deutschland wird diese Algorithmen oder Handlungsstrategien zunehmend als unverzichtbarer Bestandteil moderner Ausbildung für Rettungs- und Exekutivkräfte erkannt.

Die Ursprüngliche Idee „TECC“

Die taktische Medizin hat militärische Wurzeln. Mitte der 1990er Jahre begann das US-Militär Todesursachen auf dem Gefechtsfeld systematisch zu analysieren. Das Ergebnis: die Tactical Combat Casualty Care-Leitlinien (TCCC), die eine strukturierte, taktisch-und situativ adaptierte medizinische Behandlung in Gefechtssituationen definierten und heute den weltweiten Standard der Verwundeten- bzw. Patientenversorgung in diesem Kontext darstellen.

Ein Transfer auf zivile Szenarien, in denen die Resultate der Bedrohung eine medizinische Versorgung notwendig macht, erforderte eine eigene „zivile“ Herangehensweise. 2010 etablierte sich TECC — entwickelt von einem Professions-übergreifenden Expertengremium aus Medizin, Feuerwehr, Polizei und Militär. TECC adressiert dabei die medizinische Versorgung der Zivilgesellschaft, einschließlich der Kinder und Senioren sowie von Exekutivbeamten.

Das Committee for Tactical Emergency Casualty Care (C-TECC) formulierte Leitlinien, die explizit auf zivile Bedürfnisse zugeschnitten sind. Stand heute sind diese Standards weltweit anerkannt und bilden die Grundlage für moderne medizinisch-taktische Ausbildung.

Deutschland zieht nach: Nationale Konzepte und Ausbildungsinitiativen

Erst nach den Anschlägen von Paris, Brüssel oder Berlin erkannte auch Deutschland die Dringlichkeit der Implementierung taktisch-medizinischer  Notfallkonzepte. In Konsequenz entstand die Handlungsempfehlung HEIKAT sowie die Fachempfehlungen der TREMA e.V. und der Arbeitsgruppe „Taktische Medizin“ der DGAI (Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin) die erste diesbezügliche Grundlage darstellten .

„Machen ist besser als wollen“ die Theorie allein reicht nicht — die Umsetzung in Trainings und uns strukturierten Kursformaten ist mandatorisch für einen raschen und flächendeckenden Transport theoretischer und praktischer, Evidenz basierter, Grundlagen.

Wie in der Vergangenheit vielfach in verschiedenen Kursinhalten und Formaten umgesetzt (PHTLS, AMLS etc.) etablierte auch hier die NAEMT (National Association of Emergency Medical Technicians) ein strukturiertes Kurs- und Trainingskonzept, das in kurzer Zeit relevante theoretische und praktische Fertigkeiten aus der „Taktischen Medizin“ strukturiert und transportiert. Der TECC-Provider-Kurs ist ein standardisiertes und weltweit  etabliertes Fortbildungsangebot.

NAEMT Education Word-Wide-Übersicht
NAEMT Education Word-Wide-Übersicht

In Deutschland ist die DBRD Akademie GmbH der einzige lizenzierte Anbieter, der die originalen NAEMT-TECC-Provider-Kurse durchführen darf. Als exklusiv akkreditiertes Trainingszentrum garantiert sie die Einhaltung der reevaluierten und regelmäßig überarbeiteten, hohen internationalen Standards und bietet parallel eine Qualitätssicherung auf höchstem Niveau.

Strukturierte Vermittlung: Aufbau und Didaktik des TECC-Provider-Kurses

Der NAEMT-TECC-Provider-Kurs folgt einem klaren didaktischen Konzept: Theorie, Skills- und Szenarientrainings greifen ineinander, um bestmögliche Handlungssicherheit zu erreichen. Im Mittelpunkt steht das Verständnis, dass medizinische Interventionen situativ und mit dem Fokus auf die größtmögliche Sicherheit angepasst werden müssen.

Das Zonen-/Phasenmodell bildet das taktische Grundgerüst:

Zonen-/Versorgungsphasen
Zonen-/Versorgungsphasen
Tabelle: DBRD Akademie GmbH

Das Kurskonzept vermittelt, dass in lebensbedrohlichen Lagen der Schutz der Einsatzkräfte und die unmittelbare Gefahrenabwehr, d.h. beispielsweise die Bekämpfung eines potenziellen Täters bzw. das Löschen des Feuers absolute Priorität hat, während gleichzeitig essentielle medizinische Maßnahmen eingeleitet werden.

Diese basieren auf den aktuell gültigen Leitlinien des Committee on Tactical Emergency Casualty Care (C-TECC) für medizinisches Fachpersonal und beinhalten u.a.:

  • Rettungs- und Transporttechniken
  • Blutungskontrolle (Tourniquets, Verbände, Wundtamponade mit Hämostyptika)
  • Atemwegsmanagement (manuelle Manöver, Atemwegshilfsmittel, Notfallkoniotomie)
  • Thoraxtrauma-Management (Chest Seals, Nadeldekompression)
  • Versorgung innerer Blutungen und Kreislaufmanagement (Gefäßzugänge, Beckenschlingen)
  • Hypothermieprophylaxe
  • Einsatzmanagement bei einer größeren Anzahl an Verletzten

Anstelle des xABCDE wird auf das militärisch bewährte MARCH-Schema zur strukturierten Versorgung zurückgegriffen.

MARCH Algorithmus in der Phase Indirect Threat Care (ITC)
MARCH Algorithmus in der Phase Indirect Threat Care (ITC)
Tabelle: DBRD Akademie GmbH

Praxisnähe steht im Vordergrund: Teilnehmer durchlaufen realitätsnahe Übungsszenarien, in denen Stress, Dynamik und Entscheidungsdruck, unter anderem durch physische Belastung, systematisch aufgebaut werden. Ziel ist es, automatisierte Handlungsmuster zu schaffen und zu festigen, die auch unter Stress abrufbar sind.

Ergänzt werden die praktischen Inhalte durch fundierte theoretische Module, die Verletzungsmuster, taktische Abläufe und Kommunikation in Bedrohungslagen abdecken.

Szenariotrainings und Verhaltensmuster werden individuell in der ausführenden Kleingruppe sowie final mit den Peers besprochen und mit Good Clinical Judgement debrieft.

Qualitätssicherung und internationale Vernetzung

Die NAEMT unterhält ein strenges Qualitätsmanagementsystem. Kursinhalte werden fortlaufend evaluiert, aktualisiert und in Zusammenarbeit mit Organisationen wie dem American College of Surgeons oder/und dem U.S. Department of Defense weiterentwickelt.

Regelmäßige internationale Treffen wie das NAEMT Annual Meeting und regionale Austauschformate wie die REEC-Meetings sichern den Transfer neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Ausbildung.

In Deutschland übernimmt die DBRD Akademie die Rolle des exklusiven Anbieters für NAEMT-TECC-Provider-Kurse. Ein eigenes TECC-National Committee sowie ein hochqualifiziertes Instruktorenteam garantieren, dass der Kurs stets den aktuellen Anforderungen entspricht und einheitliche, evidenzbasierte Lehrinhalte vermittelt werden.

Die Zusammenarbeit von Experten aus Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und Klinik schafft ein einzigartiges interdisziplinäres Ausbildungsklima, das Theorie und Praxis exzellent verbindet.

TECC als strategische Kompetenz: Vorteile für die Teilnehmer

Teilnehmer des NAEMT-TECC-Provider-Kurses profitieren auf vielfache Weise:

  • Erhöhte Handlungssicherheit: Durch praxisorientiertes Training sind Absolventen in der Lage, auch unter extremen Stressbedingungen adäquat und lebensrettend zu handeln.
  • Karrierevorteile: Eine TECC-Zertifizierung ist ein Nachweis spezialisierter Kenntnisse und wird zunehmend von Arbeitgebern im Rettungsdienst, bei Polizei und Feuerwehr als Qualitätsmerkmal anerkannt.
  • Interdisziplinäres Netzwerk: Der Kurs bietet die Möglichkeit, Kontakte zu Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.
  • Internationale Anerkennung: Das NAEMT-Zertifikat ist weltweit bekannt und öffnet Türen für Einsätze im In- und Ausland.
  • Persönliche Weiterentwicklung: Neben medizinischen und taktischen Fähigkeiten werden auch Entscheidungsfähigkeit, Stressresistenz und Teamfähigkeit nachhaltig gestärkt.

Zertifiziert werden die Teilnehmer mit einem international anerkannten NAEMT-Zertifikat, gültig für vier Jahre.

Weitere Informationen und Kursanmeldung exklusiv unter: www.tecc-germany.de

Autor: Chris Radloff 

Erstmals erschienen in: Crisis Prevention 2/2025

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