Minuten entscheiden über Leben und Tod – besonders, wenn klassische Einsatzmittel zu langsam oder personalintensiv sind. Genau hier setzt das patentierte RMRH-System (Rolling Multi Rescue Health) an: Ein auf Wechsellader-Basis verlasteter Abrollcontainer, der sich in wenigen Minuten zu einem voll ausgestatteten mobilen Behandlungsplatz entfaltet – mit Platz für bis zu 16 Patienten gleichzeitig.
Von der Idee zum Patent
Erfinder und Geschäftsführer Heinz-Werner Kleine-Natrop – seit fast fünf Jahrzehnten im Rettungsdienst aktiv – begann 2018 mit einem 1:10-Modell auf einem Wechselladerfahrgestell. 2021 folgte das deutsche Patent (DPMA), gefolgt von Europa- und US-Schutzrechten. Ziel war ein einheitliches, schnell aufbaubares System, das organisations- und länderübergreifend eingesetzt werden kann.
Beim Tag der offenen Tür in Ettringen (RLP) präsentierte RMRH das System live: Per Fernbedienung setzte der Fahrer den Container ab, anschließend öffneten sich hydraulisch die Seitenwände – in etwa fünf Minuten entstand eine klimatisierte Behandlungsfläche. Neben der Behandlungseinheit bot das System ein Materiallager, Tragen, Vakuummatratzen, ein Waschbecken und einen Aufenthaltsbereich für Rettungskräfte.
Vom Prototyp zum Katastrophenschutz-Standard
Der Landkreis Mayen-Koblenz ist bundesweit der erste Anwender, der ein solches Systemdauerhaft in den Katastrophenschutz übernimmt. Landrat Marko Boos betonte bei der offiziellen Übergabe:
„Wir investieren in Sicherheit, handeln vorausschauend und sind vorbereitet, wenn jedeMinute zählt. Dieses Fahrzeug ist kein Prestigeobjekt. Es ist Ausdruck von Verantwortung – und ein Werkzeug, das Leben retten wird.“
Der Rollcontainer verfügt über EKG-Monitoringsysteme von Philips, Braun-Perfusoren, Beatmungsgeräte von Weinmann (Meduvent), diverse farbcodierte Boxen mit notfallmedizinischer Ausrüstung und 32 Schnitzler-Schienensätze. An Bord findet sich ein Sauerstoffvorrat von 24.000 Litern, jede Behandlungseinheit hat einen eigenen Sauerstoffanschluss und Halterungen für medizinische Geräte.
Durch die einfache Bedienung und den schnellen Aufbau können auch fremde Kräfte zügig eingewiesen werden und mit dem Container arbeiten. Das System wird durch den Kreis Mayen-Koblenz vorgehalten. Eine überörtliche Hilfe mit dem RMRH-System ist künftig vorstellbar.
Relevanz für den Bevölkerungsschutz
- Geschwindigkeit & Personalökonomie: Gegenüber herkömmlichen Zeltlösungen (BHP 25/50) reduziert das System die Aufbauzeit um bis zu 85 % und spart rund zehn Helfer, die sofort zur eigentlichen Patientenversorgung freiwerden. Ferner ist es deutlich wetterbeständiger.
- Multipurpose-Ansatz: Durch modulare Innenausstattung kann derselbe Container als Impfzentrum, Betreuungsstelle oder Unfallhilfsstelle bei Großveranstaltungen dienen.
- Interoperabilität: Einheitliches Farb- und Ausstattungskonzept erleichtert die Zusammenarbeit verschiedener Organisationseinheiten, wie sie EU-weit gefordert wird.
Ausblick
Die beiden RMRH-Geschäftsführer Heinz-Werner Kleine-Natrop und Dr. Wolfgang Herz planen für das erste Jahr vier bis sechs Systeme zu bauen. Mittelfristig sollen bis zu 18 Systeme jährlich gebaut werden. Dazu werden aktuell die Produktionsflächen bei Partnerunternehmen und perspektivisch in Ettringen genutzt. Zur Verwirklichung der Idee war die Unterstützung verschiedener regionaler Firmen entscheidend, so zum Beispiel die Firma MST Stahlbau aus Brohl-Lützing, die Firma Müller Fahrzeugbau Andernach-Eich und die Firma Dülmer Fahrzeugbau.
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