Eine Drohne, die Verwundete transportiert? Was 2021 noch wie Science-Fiction klang, ist heute auch wegen der Realitäten im Ukraine-Krieg möglich. Bei der Informationslehrübung Sanitätsdienst 2025 zeigt das Unternehmen Avilus seine dritte Generation der fliegenden Krankentrage. Im Interview erklärt Mitgründer Ernst Rittinghaus die technischen Herausforderungen und warum er an den Erfolg seiner Innovation glaubt. Das Interview führte Rainer Krug.
Krug: Herr Rittinghaus, Ihre Drohne scheint die Antwort auf viele Probleme mit der Verwundetenversorgung im Krieg. Wie war die Entwicklung? Können Sie vielleicht ein bisschen etwas über die Geschichte erzählen?
Rittinghaus: Erst mal bin ich enttäuscht, dass Sie es jetzt erst gesehen haben. Das ist schon die dritte Generation! [lacht] Aber die ist noch nicht gekauft.
Wir haben 2021 den Gedanken gefasst, damals noch unter der Ägide von Fa. Binz. Da wurde diese Aufgabe an mich herangetragen, eine fliegende Krankentrage zu entwickeln. Ich habe das erst gar nicht ernst genommen, aber was daraus geworden ist, kann man jetzt sehen. Also irgendwann musste ich es ernst nehmen.
Krug: Der Anflug heute Mittag und die Wendigkeit waren beeindruckend. Fähigkeiten, die in einem Kampf- oder Kriegsgeschehen Leben retten können. Wo waren die technischen Herausforderungen?
Rittinghaus: Sie haben es eigentlich schon sehr gut beschrieben. Wir alle sind ein bisschen blauäugig in die Entwicklung gegangen. Die Wissenschaftler haben die Aufgabe und Herausforderung einfach angenommen. In allen Simulationen, die wir vorher gemacht haben – und wir haben wirklich die besten Experten bei uns versammelt – die Latenzen, die bei solchen großen Fluggeräten auftreten, in den Antrieben, die haben uns vor Herausforderungen gestellt.
Das heißt: Sie sehen jetzt, es fliegt. Und diese Drohne ist wirklich ein Stein, der nicht fliegen kann. Das ist eine besondere Herausforderung steuerungstechnisch, das in den Griff zu kriegen. Das, was die Grille (so ist der Name der Drohne) heute abgeliefert hat, kann sich aber schon sehen lassen.
Krug: Es war beeindruckend. Wie sieht Ihre Roadmap aus in der Weiterentwicklung? Können Sie uns da eine Prognose geben?
Rittinghaus: Wir haben jetzt hier einen Status erreicht – ich würde das vielleicht mit Herrn Piëch vergleichen: Das ist unser Golf 1. Den Golf 1 müssen wir jetzt verkaufen. Der hat jetzt einen TRL-Level erreicht, der verkaufsfähig ist. Das ist ein erstes Produkt. Damit können alle finalen Werte, die wir sozusagen in unserem Prospekt zum Ausdruck gebracht haben, nachgeprüft werden und ihre Erfüllung nachgewiesen werden.
Wir haben jetzt begonnen, eine erste Kleinserie aufzulegen – fünf Fluggeräte – und hoffen, diese dann im Ernstfall auch für die Bundeswehr in Einsatz bringen zu dürfen. Am besten als „Drone as a Service“, weil wir im Moment noch diejenigen sind, die am besten mit unseren Fluggeräten umgehen können.
Krug: Herzlichen Dank. Ich wünsche Ihnen für die weitere Entwicklung alles Gute, auch als ehemaliger Beschaffer und angesichts der Lehren aus dem Ukraine-Krieg.
Rittinghaus: Herzlichen Dank. Ich vertraue auf die Macht des Faktischen, denn Innovation bedingt sich zum Teil selbst. Ich glaube an unser Produkt. Ob wir es bei der Bundeswehr verkaufen werden oder woanders – wir werden es verkaufen.
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