Kommt es zu einem Schiffsunfall, ist das Havariekommando zur Stelle und organisiert den Einsatz. Dieses Unterfangen will ordentlich geübt sein: Daher trainiert das Havariekommando gemeinsam mit den anderen Behörden des Maritimen Sicherheitszentrums regelmäßig die verschiedensten Einsatzlagen. Letzte Woche stand die Beübung einer C-Lage in der Elbmündung auf dem Stundenplan. Beteiligt waren Feuerwehrkräfte aus Cuxhaven, Wilhelmshaven und Brunsbüttel.
Wenn es auf der See zu einem Unglück oder einer Unfallsituation kommt, ergeben sich im Gegensatz zu einem Einsatz auf Land mehrere Schwierigkeiten: Einsatzkräfte müssen erst einmal zur Unfallstelle gelangen – und alle Gerätschaften ebenfalls. Kooperation ist das Keyword: Im Rahmen des Maritimen Sicherheitszentrums, dessen Sitz in Cuxhaven liegt, arbeitet das Havariekommando als gemeinsame Einrichtung von Bund und Küstenländern eng mit der Bundespolizei, den Landespolizeien, Wasserschutzpolizeien, dem Fischereischutz, dem Zoll, der Marine und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zusammen und ist für das Unfallmanagement zuständig.
Chemieunfall an Bord: Besondere Herausforderungen
Zunächst einmal müssen die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, die für die Bewältigung von Chemieunfällen, sogenannten C-Lagen, zuständig sind, sicher zum Einsatzort gelangen. Hierbei besteht eine enge Kooperation mit der Bundespolizei: Die Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf brachte die Feuerwehrleute bei der letzten Übung per Hubschrauber nicht direkt auf den Havaristen, sondern auf ein anderes Schiff, das als sichere Plattform diente und von dem aus der Einsatz geleitet wird. Ein direkter Transport zu dem Einsatzort könnte je nach Schadenslage eine Gefahr für die Einsatzkräfte bedeuten.
In der vergangenen Übung diente die KOMET des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BDH) als Havarist und das Mehrzweckschiff NEUWERK der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) als sichere Plattform.
Für die beteiligten Feuerwehrleute stellt eine solche Übung eine besondere Herausforderung dar: Sie müssen unter Vollschutz in Chemikalienschutzanzügen arbeiten – eingeschränkte Sicht, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und nur endlich viel Zeit für den Einsatz wegen des Atemschutzes. So müssen sie möglichst zügig die fingierten Unfallstellen auf dem unbekannten Schiff finden, die Gefahrenstoffe identifizieren und sichern. Nach der Bewältigung des Einsatzes müssen sie zudem ihre Persönliche Schutzausrüstung dekontaminieren, bevor sie wieder in die sicheren Aufbauten der NEUWERK gelangen können.
Übung einer C-Lage: Echte Chemikalien, aber nichts Lebensgefährliches
Für die Beübung einer C-Lage werden Chemikalien verwendet, die allerdings nicht lebensgefährlich sind. Diese werden in Metallschälchen als Proben auf dem Schiff ausgelegt, welche von den Einsatzkräften zunächst gefunden und dann bestimmt werden müssen. Wenn es sich nicht um ausgelegte Schälchen handelt, können ansonsten auch Kanister mit einer unleserlichen Aufschrift oder einer falschen Deklarierung als Übungsobjekte verwendet werden. Möglicherweise finden die Einsatzkräfte auch eine Chemikalie oder Behältnisse vor, die dem Ladungsmanifest widersprechen – das ist sowohl in der Realität als auch in der Übung möglich.
Havariekommando: Bis zu 150 Übungen und Lehrgänge pro Jahr
Die Bewältigung von C-Lagen gehört zu den allgemeinen Kompetenzen aller Berufsfeuerwehrkräfte. Einsätze auf Schiffen sind für sie allerdings kein Alltagsgeschäft: Insbesondere das Einfliegen und das Abseilen aus einem Bundespolizeihubschrauber erfordert also eine Zusatzausbildung, die vom Havariekommando verwaltet wird. Damit diese nichtalltäglichen Abläufe im Ernstfall sitzen, finden in den Sommermonaten jede Woche solche Übungen wie diese statt.
Auf das gesamte Jahr gesehen summiert sich dies auf bis zu 150 Übungen verschiedener Art auf. Von der C-Lage über Ölbekämpfung auf dem Wasser oder im Strandbereich bis zu Brandbekämpfung, Verletztenversorgung und Notschleppeinsätzen von Schiffen werden die verschiedensten Szenarien beübt. Neben nationalen Übungen finden mehrmals jährlich auch internationale Übungen mit den Anrainerstaaten statt. Darüber hinaus gibt es auch kleinere Schulungen wie beispielsweise Auffrischungsübungen für den Hubschraubereinsatz oder Kurse in maritimem Englisch, damit Feuerwehreinsatzleiter sicher mit der Schiffsführung kommunizieren können.
Fazit zur vergangenen Übung
Auf jede Übung folgt ein Abschluss- und Nachbericht, für den alle Übungsteilnehmenden befragt werden. Bei der direkten Nachbesprechung an Bord zeigte sich aber laut eines Sprechers des Havariekommandos schon, dass alle Teilnehmenden mit dem Verlauf der Übung zufrieden waren – ein positives Fazit. Nähere Details aus dem Abschlussbericht sind nicht öffentlich einsehbar.
Dr. Benedikt Spangardt, Leiter der Stabsstelle Kommunikation des Havariekommandos, hält trotz des positiven Fazits fest: „Wir würden nicht aufhören zu üben, nur weil es gut läuft, sondern im Gegenteil: Wir werden immer weitermachen, um auch die Feuerwehren in Übung zu halten.“
Und so folgt schon diese Woche Mittwoch die nächste Übung: eine vergleichbare C-Lage in der Ostsee mit anderen Schiffen und anderen Einsatzkräften aus Rostock, Kiel, Lübeck und Hamburg.
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