Elektromobilität: Niedersachsens Motorradstaffel als Vorreiter

Die Polizeimotorradstaffel des Landes Niedersachsen strebt einen vollelektrischen Weg an. Während andere Bundesländer dem Einsatz elektrisch betriebener Motorräder noch skeptisch gegenüberstehen, sammelt Niedersachsen seit acht Jahren wertvolle Erfahrungen mit der zukunftsweisenden Technologie. Das Security Network hat die Motorradstaffel in Hannover besucht und einen exklusiven Einblick in die Polizeiinspektion für Besondere Dienste bekommen.

Die Polizei Niedersachsen setzt bei der Motorradstaffel langfristig auf Elektromobilität. Derzeit wird das Modell DSR/X des Herstellers Zero Motorcycles getestet.
Die Polizei Niedersachsen setzt bei der Motorradstaffel langfristig auf Elektromobilität. Derzeit wird das Modell DSR/X des Herstellers Zero Motorcycles getestet.
Foto: Polizei Niedersachsen

Vielseitige Einsatzgebiete erfordern Flexibilität

Die Motorradstaffel der Polizei Niedersachsen ist weit mehr als eine spezialisierte Verkehrseinheit. Ihr Aufgabenspektrum reicht von Schwerlastkontrollen über die Begleitung von Versammlungslagen und Fußballspielen bis hin zu Eskortendiensten bei höheren Staatsbesuchen. Besonders im Stadtgebiet Hannover hat sich das Motorrad als unverzichtbares Einsatzmittel etabliert – etwa bei Kontrollen von E-Scooter-Fahrern oder Motorradfahrern.

„Man ist auf Augenhöhe“, erklärt Polizeioberkommissar Christopher Fischer, der nach neun Jahren bei der Autobahnpolizei zur Motorstaffel gewechselt ist. Wenn Verkehrsteilnehmer nicht kooperieren wollen, seien Motorräder deutlich effektiver als Streifenwagen.

Die Reichweitenfrage: Zwischen Stadtverkehr und Autobahn

Die größte Herausforderung beim Einsatz elektrischer Motorräder liegt in der Reichweite. Während im Stadtverkehr problemlos den ganzen Tag lang Einsätze bewältigt werden können, zeigen sich auf Autobahnen noch deutliche Einschränkungen: Denn bei höheren Geschwindigkeiten sinkt die Reichweite der aktuellen Modelle auf 100 bis 150 Kilometer – für viele Einsatzlagen ist das zu knapp bemessen.

Besonders anspruchsvoll wird es bei Eskortenfahrten zu Staatsbesuchen, für die die Motorradstaffel bundesweit angefordert wird. Die logistische Herausforderung, die Fahrzeuge über weite Strecken in andere Städte zu verlegen, erfordert kreative Lösungen und eine zuverlässige Ladeinfrastruktur.

Über 800 Ladepunkte als Erfolgsfaktor

Niedersachsen hat vorgesorgt: Mehr als 800 Ladepunkte an öffentlichen Gebäuden und Polizeidienststellen ermöglichen ein flächendeckendes Laden. Diese Infrastruktur sei der Schlüssel zum Erfolg der Elektrostrategie, meint Jan Rückerl vom Dezernat Erprobung und Entwicklung der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen. Er betont, dass gerade diese langfristig etablierte Ladeinfrastruktur Niedersachsen trotz seiner Größe den vollelektrischen Weg ermögliche.

Die aktuell verwendeten Modelle in Niedersachsen: BMW R1200 RT (Verbrenner) und ZERO DS (elektrisch).
Die aktuell verwendeten Modelle in Niedersachsen: BMW R1200 RT (Verbrenner) und ZERO DS (elektrisch).
Foto: Security Network / Jessica Fuchs

Neues Modell in der Erprobung

Aktuell testet die Polizei Niedersachsen gemeinsam mit der Polizei Bayern das Modell Zero DSR/X des amerikanischen Herstellers Zero Motorcycles. Mit einer angegebenen Reichweite von 180 Kilometern und einer realistischen Reichweite von 120 bis 140 Kilometern unter Volllast soll es die Anforderungen der Motorradstaffel besser erfüllen als das bereits eingesetzte Vorgängermodell.

Bis Mitte des kommenden Jahres werden zwei niedersächsische Polizeibehörden das neue Modell intensiv testen. Dabei geht es auch um optimale Nutzung der Rekuperation und der verfügbaren Leistung. Die Besonderheit: Das neue Modell ist nach aktuellem Stand nicht nur leistungsfähiger, sondern auch kostengünstiger als der Vorgänger.

Vorbildfunktion für andere Bundesländer

Mit ihrer konsequenten Elektrostrategie nimmt die niedersächsische Polizei eine Vorreiterrolle ein. Die Verantwortlichen sind überzeugt: Wenn ein flächenmäßig großes Bundesland wie Niedersachsen den Umstieg schafft, gibt es für kleinere Bundesländer kaum noch Argumente dagegen.

Der Erfahrungsaustausch zwischen den Bundesländern wird dabei als entscheidend angesehen. Voneinander zu lernen, die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden und die Elektromobilität optimal für polizeiliche Zwecke einzusetzen sind das erklärte Ziel.

Mut zur Innovation zahlt sich aus

„Man muss sich nur trauen“, fasst Jan Rückerl die Philosophie des vollelektrischen Weges zusammen. Die anfängliche Skepsis vieler Kolleginnen und Kollegen weiche zunehmend der Erkenntnis, dass deutlich mehr möglich sei als gedacht. Einen Vorteil heben alle Beteiligten besonders hervor: Das sofort verfügbare Drehmoment der Elektromotoren sei im Stadtverkehr nicht nur effizient, sondern bringe darüber hinaus auch viel Fahrspaß.

Fazit: Die technische Entwicklung schreitet rasant voran. Niedersachsens Polizei ist entschlossen, diesen Fortschritt aktiv mitzugestalten – zum Nutzen von Umwelt, Effizienz und nicht zuletzt der Einsatzkräfte selbst.

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