In einer Welt, die zunehmend durch komplexe Bedrohungslagen geprägt ist – von Naturkatastrophen über technische Störungen bis hin zu hybriden Gefahren – gewinnen raumbezogene Informationen eine zentrale Bedeutung für die zivile Gefahrenabwehr. Geoinformationssysteme (GIS) bieten Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie Hilfsorganisationen ein leistungsfähiges Instrumentarium zur Lageerfassung, Entscheidungsunterstützung und Einsatzkoordination. Im Kontext Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) und unter Anwendung des All-Gefahren-Ansatzes eröffnen sich neue Perspektiven für ein resilienteres Sicherheitsmanagement.
Grundlagen und Funktionsweise von GIS
Ein Geoinformationssystem ist ein digitales Werkzeug zur Erfassung, Analyse, Darstellung und Verwaltung raumbezogener Daten. Insbesondere heterogene Datenquellen – etwa topografische Karten, Satellitenbilder, Sensordaten oder soziale Medien – können in einem gemeinsamen Raumbezug integriert werden. Dadurch entsteht ein umfassendes Lagebild, das sowohl strategische als auch operative Entscheidungen unterstützt. GIS ermöglicht es, alle potenziellen Gefahrenlagen raumbezogen zu analysieren, zu simulieren und in einsatzrelevante Informationen zu überführen. Damit wird der All-Gefahren-Ansatz operationalisierbar – datenbasiert, dynamisch und lageangepasst.
GIS in der zivilen Gefahrenabwehr
Für BOS wie Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste ist GIS ein zentrales Element der Einsatzvorbereitung und –durchführung. Typische Anwendungsfelder sind:
- Lagekarten und Einsatzführung: Dynamische Karten zeigen in Echtzeit Einsatzorte, verfügbare Ressourcen, Verkehrswege oder Gefahrenzonen. Einsatzleitungen können so schneller reagieren und Kräfte gezielt steuern.
- Gefahrenanalysen: GIS ermöglicht die Modellierung von Hochwasserverläufen, Ausbreitung von Schadstoffen oder Brandlasten. Diese Analysen fließen in Einsatzpläne und Evakuierungskonzepte ein.
- Krisenkommunikation: Über Webkarten und Dashboards können Informationen lageabhängig an Entscheidungsträger, Medien oder die Bevölkerung kommuniziert werden – transparent, aktuell und verständlich.
Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS)
KRITIS – wie Energieversorgung, Wasserwerke oder Gesundheitswesen– sind das Rückgrat moderner Gesellschaften. GIS unterstützt hier durch:
- Abhängigkeitsanalysen: Welche Infrastrukturen sind voneinander abhängig? Welche Kaskadeneffekte drohen bei Ausfall? Störfallplanung: Welche Alternativrouten, Notstromversorgungen oder Evakuierungsoptionen bestehen?
- Monitoring: Sensorbasierte Überwachung von Pegelständen, Stromnetzen oder Verkehrsflüssen. Bei einem Stromausfall in einer Region kann in Echtzeit gezeigt werden, welche Krankenhäuser betroffen sind, welche Notstromaggregate verfügbar sind und wie die Versorgung priorisiert werden muss.
Perspektiven: GIS als Wegbereiter für resiliente Sicherheitsstrukturen
Die Zukunft der zivilen Sicherheit wird maßgeblich durch die Weiterentwicklung und intelligente Nutzung von Geoinformationssystemen geprägt. Diese sind längst nicht mehr nur Werkzeuge zur Kartendarstellung – es entwickelt sich zu einer strategischen Plattform für vernetzte, vorausschauende und adaptive Sicherheitsarchitekturen. Die folgenden Perspektiven zeigen, welches Potenzial darin steckt:
Die zunehmende Verbreitung von IoT-Technologien (Internet of Things) ermöglicht die Echtzeit-Erfassung sicherheitsrelevanter Daten – etwa Pegelstände, Luftqualität, usw. GIS kann diese Daten räumlich verorten, analysieren und in dynamische Lagebilder überführen. So entstehen frühzeitige Warnsysteme, die präventives Handeln ermöglichen.
GIS wird zunehmend zur Simulationsplattform für komplexe Gefahrenlagen. Ob Stromausfall, Cyberangriff oder Naturkatastrophe – mit ArcGIS lassen sich Auswirkungen auf KRITIS, Bevölkerung und Infrastruktur modellieren. Diese Szenarien dienen als Grundlage für Notfallpläne, Schulungen und strategische Entscheidungen.
Moderne GIS-Anwendungen sind mobil und intuitiv bedienbar. Einsatzkräfte können vor Ort Schadenslagen erfassen und Informationen teilen. Dies fördert die Agilität im Einsatz – ein entscheidender Vorteil in dynamischen Lagen.
GIS-Plattformen ermöglichen die Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg. BOS, Hilfsorganisationen, kommunale Verwaltungen und Betreiber Kritischer Infrastrukturen können gemeinsam auf ein Lagebild zugreifen, Informationen austauschen und abgestimmt handeln. Dies stärkt die Resilienz des Gesamtsystems und reduziert Reaktionszeiten.
GIS-basierte Webkarten und Dashboards bieten neue Möglichkeiten der transparenten Kommunikation mit der Bevölkerung. Warnungen, Evakuierungsrouten oder Versorgungsangebote können zielgerichtet und verständlich vermittelt werden – ein wichtiger Beitrag zur Selbstschutzfähigkeit und Akzeptanz sicherheitsrelevanter Maßnahmen.
Fazit
ArcGis ist eine Schlüsseltechnologie für ein modernes, resilient ausgerichtetes Sicherheitsmanagement. Sie ermöglichen es BOS und Betreibern von KRITIS, komplexe Lagen zu verstehen, fundierte Entscheidungen zu treffen und flexibel zu reagieren – im Alltag wie in der Krise.
Der All-Gefahren-Ansatz wird dadurch nicht nur planbar, sondern auch operativ umsetzbar. In einer Welt voller Unsicherheiten ist die Investition in GIS-Kompetenz daher ein entscheidender Schritt hin zu mehr Sicherheit, Effizienz und Zukunftsfähigkeit.
Autorin: Mareike Kortmann
Erstmals erschienen in: Crisis Prevetion 3/2025
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:













