Nach meinem Eindruck ist der Begriff Fake News fast verharmlosend. Noch immer glauben viele Menschen, dass es sich um das Verbreiten von Scherzen, oder um kommerzielle Interessen handelt, um mit vielen Klicks möglichst viel Geld zu verdienen. Einen Schritt weiter geht man, wenn man in Fake News auch Verschwörungstheorien erkennt. Dabei wird dann immer gerne die erste Mondlandung aus dem Jahr 1969 bemüht und das ebenfalls weit verbreitete Video gezeigt, das belegen soll, dass in Wahrheit die Mondlandung nicht auf dem Mond, sondern in einem Filmstudio entstanden sein soll.
Die eigenen Narrative stärken
Aktuell ist aber viel schwerwiegender, dass Fake News gezielt eingesetzt werden, um die politische Meinung zu beeinflussen und sie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dabei werden nicht einzelne Nachrichten oder Botschaften eingesetzt, sondern zumeist ein ganzes Narrativ, eine ganze Erzählung. Diese ist zielgruppenorientiert und wirkt auf den ersten Blick wie echte Nachrichten. Da diese Narrative im Internet schnell und oft geteilt werden oder auch schlicht ein „Gefällt mir“ erhalten, wird die Erzählung immer häufiger auch schnell für bare Münze genommen.
Die Botschaft kommt an, wenn…
Warum aber glauben zunehmend auch diejenigen Menschen ein solches auf Fake News basierendes Narrativ, auch wenn sie eigentlich um das Phänomen wissen und sogar wissen, wie Fake News entlarvt werden können? Das hat besonders psychologische Gründe, da bei Fake News häufig nicht die reine Sachinformation im Vordergrund steht, sondern das Bedienen von Emotionen. Wut, Angst oder ein drohender Kontrollverlust reduzieren die Schwelle und Fake News werden leichter geglaubt. Wenn es dann auch noch einfache Botschaften sind, die schwierige Sachverhalte verständlicher erscheinen lassen, dann verstärkt das diesen Effekt nochmals.
Vertrauenswürdige Informationen erkennen
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat dazu vor wenigen Tagen den Ratgeber „Vorsorgen für Krisen und Katastrophen“ herausgegeben. Dieser Ratgeber befasst sich vor dem gerade geschilderten Hintergrund auch mit den Themen „In der Krise informiert sein“, „Vertrauenswürdige Informationen erkennen“ und „Mit Ängsten und Sorgen umgehen“. Besonders das Thema „Vertrauenswürdige Informationen erkennen“ ist im Kontext der Fake News von zentraler Bedeutung.
Das BBK stellt dort fest, dass korrekte Informationen über die Situation und passende Handlungsempfehlungen sehr wichtig sind, um eine Krise möglichst gut zu bewältigen. Drei zentrale Fragen werden dazu aufgeworfen, die der Bevölkerung helfen, eine vertrauenswürdige Information zu erkennen. Oder eben zu erkennen, dass die Information nicht vertrauenswürdig ist. Erstens: Ist der Absender/die ursprüngliche Quelle seriös? Häufig kann die Angabe eines Klarnamens in Verbindung mit einer vollständigen Erreichbarkeit ein Indiz für die Echtheit eines Profils sein.
Zweitens: Basiert die Information auf Fakten? Insbesondere Querverweise und Quellenangaben sind geeignet, um die zugrundeliegenden Fakten intersubjektiv zu überprüfen. Und Drittens: Stimmen andere Quellen überein? Es hilft also immer, fragliche Nachrichten mit weiteren Quellen zu vergleichen.
Im Ratgeber des BBK heißt es dann zusammenfassend: Wenn Sie eine dieser Fragen mit NEIN beantworten, könnte es sich um Desinformation handeln. Verbreiten Sie die Information nicht weiter.
Den Ratgeber können Sie hier herunterladen: BBK Kompakt – Vorsorgen für Krisen und Katastrophen
Krise und Zusammenhalt
Denn bringen wir uns in Erinnerung: Gerade in krisenhaften Zeiten braucht es gesellschaftlichen Zusammenhalt und das gemeinsame Arbeiten an einer Lösung. Desinformation, die nur darauf abzielt, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören und die Gemeinsamkeiten aufzulösen, hat nur das eine Ziel, die gesellschaftlichen Abwehrkräfte zu schwächen und für das eigene Narrativ empfänglich zu machen.
Handbook Against Disinformation
Ein außerordentlich gelungenes Beispiel, wie eine Handreichung für die Bevölkerung, aber auch die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung aussehen kann, wenn es um die Erkennung und das Widerstehen von Desinformation geht, ist das aktuelle „Handbook on Countering Disinformation: Recognise and Resist“, das die Staatskanzlei der Republik Litauen in diesem Jahr veröffentlicht hat. Das Besondere daran ist, dass mit Litauen ein sogenannter „Frontline state“, der sicherlich mit einem Vielfachen an Erfahrungen in Bezug auf Desinformation aufwarten kann, ein solches Handbuch (bereits in der zweiten Auflage) veröffentlicht hat.
Neben sehr grundsätzlichen und hilfreichen Ausführungen zum Thema Kommunikation und auch Stärkung der Sicherheit des Informationsraumes besteht die besondere Stärke dieser Schrift darin, dass sie im Kapitel III über 50 Desinformations-Narrative Russlands aufzeigt und beschreibt, wie sich die Realität darstellt. Natürlich immer angewendet auf die Republik Litauen.
Das vollständige Handbuch können Sie hier herunterladen: download
Litauen macht es vor
Auch wenn das Handbuch nur in Litauisch und Englisch zu erhalten ist, so sind insbesondere im genannten Kapitel III alle wesentlichen gesellschaftlichen Lebensbereiche abgedeckt. Die Landesgeschichte, Wirtschaft und Handel, Menschenrechte und Werte, Geopolitik, sowie Verteidigung und Sicherheit. Insgesamt zehn Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Professionen haben dieses Handbuch erarbeitet. Die Lektüre lohnt sich.
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