Bonn/Tunis, 09.12.2025. Seit dem Jahr 2011 unterstützt die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) ihre tunesische Partnerbehörde Office National de la Protection Civile (ONPC) beim Auf- und Ausbau ehrenamtlicher Strukturen im Bevölkerungsschutz. „Unser Ziel war es, die damals junge, demokratische Entwicklung in Tunesien durch mehr gesellschaftliche Teilhabe und ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz zu stärken“, erinnert sich THW-Präsidentin Sabine Lackner. „Was zunächst eine Vision war, ist heute in Tunesien etabliert. Wir sind stolz darauf, dass es uns gemeinsam mit unserem Projektpartner ONPC gelungen ist, landesweit ehrenamtlich getragene Strukturen im tunesischen Bevölkerungsschutz zu schaffen. Und das feiern wir zum Abschluss des Projektes mit unseren tunesischen Freundinnen und Freunden“, resümiert Präsidentin Lackner.
Bei einem Festakt Anfang Dezember in Tunis blickten ONPC und THW auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück: Seit dem Beginn der deutsch-tunesischen Kooperation sind 14 arbeitsintensive Jahre vergangen, in denen vieles bewegt wurde. Rund 4.400 ehrenamtliche Einsatzkräfte sind mittlerweile in 19 aktiven Ehrenamtsvereinen in ganz Tunesien registriert und unterstützen ONPC in unterschiedlichen Bereichen wie zum Beispiel bei Hochwasser, Waldbrandbekämpfung oder der Veranstaltungsabsicherung.
Von deutscher Seite wurden mit der vom Auswärtigen Amt geförderten Projektserie insgesamt 345 Tonnen Ausstattung nach Tunesien überführt. Hinzu kamen 240 ausgesonderte THW-Fahrzeuge, die für den Projektpartner instandgesetzt wurden, 16 Neufahrzeuge, vier Kranfahrzeuge, 20 mobile Hochleistungspumpen und drei Boote. An der Ausbildung und der Kooperation in Tunesien waren 191 THW-Ehrenamtliche über die Jahre hinweg engagiert. Darüber hinaus unterstützten mehr als 400 THW-Einsatzkräfte bei der Überführung von Fahrzeugen nach Tunesien und Maßnahmen in Deutschland.
Die Capacity-Development-Projekte des THW basieren auf drei Bausteinen: Ausbildung, Ausstattung und Beratung der Projektpartner. Im Bereich Ausbildung entwickelten THW und ONPC auf der Basis einer Grundausbildung, wie sie auch alle ehrenamtlichen THW-Einsatzkräfte in Deutschland durchlaufen, zunächst eine „Train-the-Trainer“-Ausbildung. Diese in THW-Ortsverbänden in Deutschland durchgeführten 14-tägigen Ausbildungen dienten als Basis für die Ausbildung künftiger ehrenamtlicher Einsatzkräfte im tunesischen Bevölkerungsschutz. In teilweise neu gegründeten Ehrenamtsvereinen lernten tunesische Ehrenamtliche zunächst mit der Technik umzugehen, wie man Unfallopfer aus Fahrzeugen rettet, wie man das Einsatzgerüstsystem aufbaut oder wie man sich bei Hochwasser verhält. Darauf aufbauend entwickelten ONPC und THW gemeinsam weitere spezialisierte Fachausbildungen – immer am Bedarf des tunesischen Zivil- und Katastrophenschutzes ausgerichtet.
Fahrzeuge und Ausstattung für die neuen Standorte
Die notwendige Ausstattung für die tunesischen Ehrenamtsvereine finanzierte das Auswärtige Amt. Die Beschaffung, den Transport, die Übergabe und die entsprechenden Schulungen organisierte das THW. Neben Technik, Werkzeugen, Ersatzteilen und persönlicher Schutzausstattung wurden auch 240 ehemalige THW-Fahrzeuge an den tunesischen Projektpartner übergeben. Darunter Kipper, Mannschaftstransportwagen und geländegängige Unimogs, die nun in ganz Tunesien im Einsatz sind. Wie die gesamte vom THW übergebene Ausstattung, werden auch die Fahrzeuge in dafür eingerichteten regionalen Werkstätten instandgehalten und repariert. In Manouba wurde durch das THW außerdem eine Zentralwerkstatt ausgestattet.
Um die in einigen Landesteilen von Tunesien nach Starkregenfällen regelmäßig auftretenden Überflutungen besser bewältigen zu können, entwickelten ONPC und THW ebenfalls ein Konzept. Dafür übergab das THW 20 Hochleistungspumpen an ONPC und schulte tunesische Einsatzkräfte in deren Bedienung sowie in der Wartung und Pflege dieser Pumpen. Auch für die jährlichen, saisonalen Einsätze zur Waldbrandbekämpfung sind die ehrenamtlichen Einsatzkräfte mit ihrer funktionalen Ausstattung eine wichtige Unterstützung.
19 aktive tunesische Ehrenamtsvereine
Der Erfolg von vierzehn Jahren der intensiven Zusammenarbeit mit regelmäßigen Arbeitstreffen und Workshops zwischen ONPC und THW ist sichtbar: heute gibt es 19 aktive Ehrenamtsvereine in ganz Tunesien mit mehr als 4.400 registrierten Mitgliedern, von denen rund 1.300 regelmäßig an Einsätzen teilnehmen. Der mit rund 50 Prozent sehr hohe Anteil an engagierten Frauen ist besonders erfreulich.
Was zunächst unter Anleitung erfolgte, klappt inzwischen routiniert und ohne THW-Beteiligung: Die hauptamtlichen ONPC-Trainerinnen und -Trainer geben ihre fachliche Expertise an die ehrenamtlichen Einsatzkräfte weiter und motivieren sie, das neu erlernte Wissen anzuwenden. ONPC hat inzwischen bei nationalen wie auch internationalen Einsätzen festgestellt, dass man sich auf die gut ausgebildeten, engagierten Einsatzkräfte verlassen kann. „Haupt- und ehrenamtliche Bevölkerungsschützerinnen und Bevölkerungsschützer ziehen in Tunesien heute an einem Strang“, freut sich die THW-Präsidentin.
Für das THW ist damit eine lang andauernde Projektserie erfolgreich abgeschlossen. In Tunesien ist ein ehrenamtlich getragener Bevölkerungsschutz zwar nach THW-Vorbild, aber in eigener Ausprägung etabliert. Die in vierzehn Jahren gewachsenen Verbindungen zum tunesischen Haupt- und Ehrenamt sind mit dem Ende der Projektförderung durch das Auswärtige Amt aber nicht gekappt. Vielmehr werden die geschlossenen Freundschaften und der Expertise-Austausch zwischen Tunesien und Deutschland auch in Zukunft weitergeführt. Außerdem hat der Pilotcharakter der Tunesien-Projektserie Früchte getragen, so dass inzwischen ähnliche Projekte zum Beispiel auch in Jordanien oder der Region Kurdistan-Irak realisiert werden.
Das THW ist die ehrenamtlich getragene Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit rund 88.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinen Fachleuten, seiner Technik und seinen Erfahrungen ist das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit gefragt, wenn Notlagen dies erfordern. Neben bilateralen Hilfen gehören dazu auch technische und logistische Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von VN-Organisationen. Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.thw.de.
Quelle: THW
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