Im November 2024 wurde das KriKom-System in einem großen Feldtest erfolgreich erprobt. Dabei wurde das autarke KriKom-Netz von KomRe unter realitätsnahen Stressbedingungen getestet, um seine Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft zu überprüfen. Die horizontale und vertikale Vernetzung von Krisenstäben des Katastrophenschutzes, der Bundeswehr und Betreibern kritischer Infrastrukturen ist auch entscheidend für eine erfolgreiche zivil-militärische Zusammenarbeit. Die Ergebnisse zeigen, dass das System als Rückfallebene beim Ausfall herkömmlicher Kommunikationswege zur Verfügung steht. Auch wurde deutlich, wo und wie die Performance des Systems sinnvoll gesteigert werden kann.
Der Feldtest markiert einen Schritt in der Entwicklung und Implementierung eines autarken Kommunikationssystems im Landkreis Meißen und über die Landkreisgrenzen hinaus. Ziel war es, die Funktionsweise des Systems unter realitätsnahen Bedingungen zu überprüfen und wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung zu gewinnen.
Testumgebung und Szenario
Der Feldtest fand im gesamten Landkreis Meißen statt und wurde vom KriKom-Leitstand im Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen (BKR) des Landkreises Meißen gesteuert. Zusätzlich waren die Integrierte Regionalleitstelle Dresden, das Landeskommando Sachsen der Bundeswehr, sowie die Landratsämter der Nachbarlandkreise Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eingebunden. Das Szenario simulierte einen großflächigen Stromausfall, bei dem die regulären Kommunikationswege Festnetz und Mobilfunk sofort ausfielen.
Insgesamt nahmen 35 Vertreter verschiedener Organisationen teil, darunter die Feuerwehr, die Bundeswehr, KRITIS-Betreiber sowie Krisenstäbe kommunaler Verwaltungsstellen. Diese breite Beteiligung ermöglichte es, praxisnahe Herausforderungen abzubilden und die Funktionsfähigkeit des Systems unter variierenden Bedingungen zu testen.
Das KriKom-System: Ein autarkes Netz für Krisensituationen
Ein wichtiger Meilenstein im Forschungsprojekt KriKom-LK-MEI war die Überprüfung der bereits aufgebauten Komponenten des Krisenkommunikationssystems (KriKom-System) und das Testen des ersten Use Cases: die horizontale und vertikale Vernetzung von Krisenstäben.
Diese Vernetzung umfasst den Austausch zwischen Krisenstäben auf derselben Ebene, etwa benachbarten Kommunen oder verschiedenen Einsatzorganisationen (horizontale Vernetzung), sowie die Verbindung zwischen kommunalen, Landes- und Bundesbehörden (vertikale Vernetzung). Beide Vernetzungsformen sind essenziell für eine effektive Krisenbewältigung.
Bereits vorhandene Komponenten des KriKom-Systems sind:
- KriKom-Leitstand im Krisenstabsraum des Landkreises Meißen
- 41 KriKom-Koffer zur Vernetzung von Krisenstäben
- KriKom-System im Einsatzleitwagen (ELW) des Landkreises Meißen
- 6 Repeater-Standorte
Das KriKom-System basiert auf portablen Krisenkommunikationskoffern (KriKom-Koffer), auch Katastrophenschutz-Leuchttürme (KatL) genannt, die über ein unabhängiges Mesh-Netz miteinander verbunden sind. So wird auch beim Ausfall von Strom und Telekommunikation eine krisenfeste, resiliente Kommunikationsstruktur zur Verfügung gestellt, die den IP-basierten Datentransfer zwischen den relevanten Akteuren der Gefahrenabwehr wie Feuerwehren, Bürgerämtern und Verwaltungsstäben sicherstellt, aber auch kritische Infrastrukturen anbindet, wie etwa die Kliniken und die Wasserversorger des Landkreises.
Die Technologie ermöglicht die drahtlose Übertragung kritischer Informationen und dient als Rückgrat für die koordinierte Krisenbewältigung. Ein zentraler Aspekt des Feldtests war die Überprüfung der technischen Verfügbarkeit und Bedienbarkeit durch die Anwender.
Ergebnisse des Feldtests
Der Test zeigte eindrucksvoll, dass KriKom ein stabiles und leistungsfähiges Backup-System zur herkömmlichen Kommunikationsinfrastruktur darstellt. Die technische Erreichbarkeit der Komponenten konnte sichergestellt werden, wobei wertvolle Erkenntnisse zur weiteren Optimierung gesammelt wurden. Besonders hervorgehoben wurde die intuitive Bedienbarkeit, die es Akteuren im Krisenfall ermöglicht, das System effizient zu nutzen, ohne im Voraus Lehrgänge belegen zu müssen.
Die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure erwies sich als konstruktiv und zielgerichtet, wobei wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung gewonnen wurden. Die Informationsverteilung konnte unter verschiedenen Bedingungen getestet werden und lieferte wertvolle Hinweise darauf, wie das System in künftigen Krisensituationen als zuverlässiger Kommunikationskanal weiter optimiert werden kann.
Rückmeldungen der beteiligten Akteure
Die teilnehmenden Organisationen gaben wertvolles Feedback zur Nutzung und Leistungsfähigkeit des Systems. Besonders hervorgehoben wurde:
- Einfache Handhabung: Die Bedienung des KriKom-Koffers wurde als benutzerfreundlich und intuitiv bewertet.
- Schnelle Einsatzbereitschaft: Das System konnte innerhalb weniger Minuten aktiviert werden, was in Krisensituationen entscheidend ist.
- Gute Netzabdeckung: Die Reichweite war für viele Einsatzszenarien ausreichend, allerdings wurden punktuelle Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert.
- Optimierungspotenziale: Einige Akteure wünschten sich zusätzliche Funktionen, deren Umsetzung im Forschungsprojekt untersucht werden könnte.
Herausforderungen und Optimierungspotenziale
Trotz des erfolgreichen Tests konnten Maßnahmen zur Verbesserung des Systems identifiziert werden. Die gesammelten Daten werden nun detailliert analysiert, um das System weiter zu verfeinern und an praxisnahe Bedürfnisse anzupassen.
Ein weiteres wichtiges Entwicklungsziel ist die Verbesserung der Energieversorgung des gesamten Landkreises in Krisenzeiten. Dafür sollen Notstromaggregate, Brennstoffzellen und Energiepacks mit Sensortechnik ausgestattet werden, um Füllstände und Speicherkapazität zentral überprüfen zu können und im Krisenfall nicht den Überblick zu verlieren.
Im ersten und zweiten Quartal 2025 wird ein KriKom-Gateway neu in das System eingebunden. Ein innovatives Produkt, das mithilfe von Mioty die sichere Verbindung zwischen Endgeräten und Leitstellen oder Repeater-Standorten unterstützen soll. Mioty ist ein energieeffizientes und störungsresistentes Funkprotokoll, das speziell für die Anforderungen des Internets der Dinge (IoT) und für den zuverlässigen Datenaustausch in Umgebungen mit vielen Endgeräten entwickelt wurde.
Fazit und Ausblick
Der Feldtest hat eindrucksvoll bewiesen, dass das KriKom-System ein zukunftsweisendes Instrument für die KrisenKommunikation ist. Die Erkenntnisse aus dem Test fließen direkt in die Weiterentwicklung ein, um das System weiter zu optimieren.
Wir danken allen PartnerInnen und Teilnehmenden für ihr Engagement und ihre wertvollen Rückmeldungen. Ihr Beitrag ist entscheidend für die Verbesserung und Etablierung eines krisenfesten Kommunikationssystems, das in Ausnahmesituationen Leben retten kann.
Mit dem KriKom-System wird ein entscheidender Beitrag zur Resilienz und Krisenbewältigung in Deutschland geleistet. Die kommenden Tests und Weiterentwicklungen werden darauf abzielen, das System flächendeckend zu optimieren und noch robuster zu gestalten.
Der Feldtest vom 26. November 2024 war somit nicht nur ein erfolgreicher Meilenstein im Forschungsprojekt, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zu einer sichereren Zukunft.
Autoren: Ronald Voigt, Thomas Leitert und Sidonie Hänsch
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