DLR: Navigationssysteme im Stresstest

Die Nutzung globaler Navigationssatellitensysteme (GNSS) im Alltag ist heute nicht mehr wegzudenken. Werden GNSS-Signale absichtlich durch Jamming und Spoofing gestört, kann das schwerwiegende Folgen haben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt Technologien, die eine sichere und störungsresistente Navigation ermöglichen. Die Veranstaltung Jammertest bietet eine exzellente Möglichkeit, neue Systeme einem Stresstest zu unterziehen.

Navigation: Eine Funkstation auf Andøya DGPS-Station (Differential Global Positioning System) in Andenes auf Andøya in Norwegen, die für die Jamming and Spoofing Experimente temporär durch das DLR um R-Mode-Signale erweitert wurde.
Eine Funkstation auf Andøya DGPS-Station (Differential Global Positioning System) in Andenes auf Andøya in Norwegen, die für die Jamming and Spoofing Experimente temporär durch das DLR um R-Mode-Signale erweitert wurde.
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Der „Jammertest“ findet jährlich in Andøya, Norwegen statt und gilt als weltweit größter offener PNT/GNSS-Ausfalltest. Organisiert wird die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Testnor und den norwegischen Institutionen: Straßenverkehrsbehörde, Kommunikationsbehörde, Verteidigungsforschungsinstitut, Messdienst sowie Weltraumagentur. Der Ausfalltest bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Robustheit von Navigations- und Positionierungssystemen zu testen.

In diesem Jahr mit dabei: das DLR. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom DLR-Institut für Kommunikation und Navigation stellten sich mit ihrem Funknavigationssystem Ranging-Mode (R-Mode) und dem störresilienten GNSS-Empfänger GALANT dem Stresstest. Dabei konnten Technologien unter ganz realen Bedingungen im Einsatz auf dem Land erprobt werden.

Robuste GNSS-Empfänger sichern satellitengestützte Navigation gegen Störungen

Die Verwendung adaptiver Antennen-Arrays bietet eine vielversprechende Lösung, um die Navigationsempfänger gegen GNSS-Jamming und -Spoofing zu härten. Mit ihnen ist es möglich, die Signale nach ihrer Einfallsrichtung zu unterscheiden und zu filtern. Mit speziellen Signalverarbeitungsverfahren können dann die Störsignale identifiziert und gezielt unterdrückt werden. Diese innovative Technologie wurde vom DLR in dem Demonstrationsempfänger GALANT implementiert.

Mithilfe der einzigartigen Testmöglichkeiten des „Jammertests“ auf Andøya konnte das DLR die Vorteile und das Potenzial der GALANT-Technologie demonstrieren und mit diversen anderen Gegenmaßnahmen vergleichen. Die Ergebnisse der Messkampagne sollen helfen, die existierenden GNSS-basierten Technologien für sicherheitskritische Anwendungen weiterzuentwickeln sowie auch die dringend benötigten Lösungen zur Härtung der nächsten Generation von Navigationsempfängern gegen Jamming und Spoofing von GNSS-Signalen auszuarbeiten.

R-Mode als zuverlässige Alternative zur satellitengestützten Navigation

Die R-Mode-Technologie ist ein landbasiertes Navigationssystem für die Schifffahrt, das als Alternative zu satellitenbasieren Systemen wie GPS oder Galileo vom DLR und Partnern im Ostseeraum entwickelt und aufgebaut wird. Mit diesen zusätzlichen Navigationssignalen trägt R-Mode zu einer sicheren Schiffsnavigation in küstennahen Gewässern, Hafenanfahrten und auf den Binnenwasserstraßen bei. Es macht sich dazu bereits bestehende Funkinfrastrukturen der maritimen Administrationen zu Nutze, die nach erfolgter R-Mode Erweiterung synchronisierte Zeitsignale im Bereich der Mittelwelle oder Ultrakurzwelle abstrahlen.

Für den Jammertest 2025 erweiterte das DLR temporär einen Sender der Norwegischen Küstenadministration auf Andøya um einen Signalgenerator und eine hochgenaue Uhr. So konnte erstmalig in Norwegen ein Mittelwellen R-Mode-Signal bereitgestellt werden.

„In einer intensiven Kooperation mit der Norwegischen Küstenadministration und den Organisatoren des Jammertests können wir das R-Mode-System in wohldefinierten GNSS-Störszenarien testen und seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Wir konnten zudem wertvolle Informationen sammeln, die wir in die weitergehenden Entwicklungen des R-Mode Empfängers und des R-Mode-Systems in der Ostsee einfließen lassen werden“, sagt Dr. Stefan Gewies vom DLR-Institut für Kommunikation und Navigation.

Auf Andøya kam zum ersten Mal eine erweiterte R-Mode-Empfängerplattform zum Einsatz, die es erlaubt, neben einer Distanzschätzung ebenfalls ein 10 Megahertz Zeitsignal ausgeben zu können. „Durch den Vergleich mit einem 10 Megahertz Referenzsignal von Jammertest konnten wir zeigen, dass wir mithilfe des Mittelwellen R-Mode eine Zeitreferenz vom Sender in Andenes ins nahe gelegene Bleik auch unter GPS- beziehungsweise Galileo-Jamming- und Spoofing-Bedingungen stabil transportieren konnten“, resümiert Dr. Stefan Gewies die erfolgreichen Tests.

Quelle: DLR

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