BOS-Digitalfunk: Auf dem Weg zur nächsten Generation

Die Digitalisierung der Einsatzkommunikation steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Während der bewährte Tetra-Digitalfunk das Rückgrat der Kommunikation für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste bildet, zeichnet sich der Bedarf für eine technologische Weiterentwicklung immer deutlicher ab. Bei der PMRExpo 2025 sprach Frank Buddrus, Vizepräsident der Bundesanstalt des Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS), über die Herausforderungen und Chancen mobiler Breitbandkommunikation.

Frank Buddrus über den BOS-Funk beim Symposium zur PMRExpo 2025
Frank Buddrus beim Symposium zur PMRExpo 2025 in Köln
Foto: Security Network / Jessica Fuchs

Der Tetra-Sprachfunk, der jahrelang zuverlässig seinen Dienst geleistet hat, wird zunehmend durch moderne Anwendungen ergänzt. Die Einsatzwelt entwickelt sich rasant weiter: Von ausgeklügelten Apps für den Einsatz über Telemedizin bis hin zu Drohnen, die Lagen in Katastrophengebieten innerhalb von Minuten erfassen und automatisch erkennen können, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Diese Technologien versprechen eine neue Dimension der Einsatzunterstützung.

Wer einmal in einer Notsituation die 112 oder 110 gewählt hat, weiß aus eigener Erfahrung um die existenzielle Bedeutung funktionierender Kommunikationsketten. Es geht um Leben und Tod – und genau deshalb darf die Zuverlässigkeit der Systeme nicht zur Diskussion stehen.

Der pragmatische Weg: MVNO statt eigenem Netz

Ursprünglich war geplant, ein eigenes dediziertes Netz für die BOS aufzubauen. Doch die Realität zwingt zu einem Umdenken, sagt Buddrus. Der Kampf um Frequenzen und die zeitlichen Perspektiven haben zu einer Neuausrichtung geführt: Der erste Schritt wird nun sein, als virtueller Netzbetreiber (MVNO) zu agieren und die kommerziellen Mobilfunknetze zu nutzen.

Diese Strategie bietet konkrete Vorteile. Zum einen werden die 1,3 Millionen BOS-Nutzer in einem eigenen Verzeichnis geführt, was technisch und organisatorisch die notwendige Kontrolle sicherstellt. Zum anderen kann durch die Nutzung mehrerer kommerzieller Netze flexibel auf Überlastungssituationen reagiert werden.

Die Idee besteht darin, dass nicht alle drei verfügbaren Netze gleichzeitig dasselbe Ausfallverhalten zeigen. Zuletzt soll ein intelligenter Steuerungsmechanismus sicherstellen, dass BOS-Kräfte in kritischen Situationen – etwa an Silvester oder bei Großschadenslagen – im Mobilfunknetz bevorzugt werden, ohne den normalen Betrieb der Netze dauerhaft zu beeinträchtigen.

BOS-Digitalfunk: Migration statt Revolution

Mit 1,3 Millionen Nutzern, zehntausenden Fahrzeugeinbauten und komplexen Leitstellensystemen ist ein einfacher Systemwechsel so gut wie unmöglich. Eine lange Migrationsphase ist daher unumgänglich, was sich vor allem aus drei Gründen ergibt:

Erstens müssen getätigte Investitionen in den Tetra-Funk ihre Amortisationszeit erhalten. Zweitens darf es keine Unterbrechung der lebenswichtigen Dienstleistung geben. Und drittens muss die neue Generation mindestens die gleiche Verfügbarkeit bieten wie das bisherige System. Letzteres sei schlussendlich der entscheidendste Punkt, meint Buddrus, da sich sowohl die Bevölkerung als auch die Einsatzkräfte an die lückenlose Verlässlichkeit des bisherigen Funkes gewöhnt haben.

Dialog statt Schuldzuweisung

Die größte Sorge ist nicht technischer, sondern organisatorischer Natur: die Gefahr, dass beim Scheitern der Umstellung nach Schuldigen gesucht wird, anstatt heute gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Der Appell von Buddrus richtet sich an alle Beteiligten – Bund, Länder, BOS und Industrie. Ein konstruktiver Dialog sei entscheidend. Auch wenn es mühsam erscheint, mit zahlreichen Partnern zu sprechen, auch mit wirtschaftlichen Konkurrenten:

„Die 112 verdient diese Anstrengung.“ – Frank Buddrus

Sprint, Marathon und Hürdenlauf zugleich

In einer Metapher gesprochen vereint diese Aufgabe vereint verschiedene athletischen Herausforderungen: Die Zeit läuft (Sprint), es braucht Ausdauer (Marathon), und unterwegs müssen zahlreiche Hindernisse überwunden werden (Hürdenlauf).

Doch am Ende steht die Vision eines funktionierenden Breitband-Digitalfunks der nächsten Generation – nicht nur in Teilbereichen, nicht nur in Insellösungen, sondern flächendeckend im gesamten Bundesgebiet. Ein System, das die bewährte Zuverlässigkeit des Tetra-Funks mit den unermesslichen Möglichkeiten moderner Technologie verbindet.

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25. - 27.11.2025

Koelnmesse GmbH
Messeplatz 1
50679 Köln

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