BKA: Enormer Anstieg der Wirtschaftskriminalität in 2024

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Fälle an Wirtschaftskriminalität um 57,6 Prozent, berichtet das Bundeskriminalamt (BKA) in seinem heute veröffentlichten „Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität“. In diesem Dokument werden jedes Jahr die aktuellen kriminalpolizeilichen Erkenntnisse zur Lage und Entwicklung in diesem doch speziellen, aber in seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung teilweise enormen Kriminalitätsbereich veröffentlicht.

Die Schadenssummen sind bei Wirtschaftskriminalität deutlich höher als bei anderen Delikten.
Die Schadenssummen sind bei Wirtschaftskriminalität deutlich höher als bei anderen Delikten.
Bild: Leonardo.ai

Als Grund für diesen enormen Anstieg an Fällen von Wirtschaftskriminalität im Jahr 2024 nannte das BKA das neue Phänomen Betrug und Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen sowie ein Umfangverfahren aus Schleswig-Holstein, das genau diesen Betrug als Straftatbestand umfasste.

Der durch Wirtschaftskriminalität verursachte Schaden liege nicht nur im Milliardenbereich, sondern bilde auch einen enormen Anteil an der gesamten durch Kriminalität verursachten Summe, die durch die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasst werde. Das BKA beschreibt: „Der im Jahr 2024 durch Wirtschaftskriminalität erfasste finanzielle Schaden stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 % und war für 35,7 % des in der PKS ausgewiesenen Gesamtschadens (7,731 Mrd. Euro) verantwortlich.“

Einschätzung Wirtschaftskriminalität durch die GdP

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bewertet die im Dokument beschriebene Lage als Beleg für die hohe Leistungsfähigkeit der Ermittlungsbehörden – aber auch als Warnsignal. Im vergangenen Jahr haben schließlich die registrierten Fallzahlen erneut deutlich zugenommen – insbesondere im Bereich des Abrechnungsbetrugs im Gesundheitswesen. Gleichzeitig konnten Ermittlungsbehörden zahlreiche komplexe Verfahren erfolgreich abschließen. Die Aufklärungsquote ist weiterhin bemerkenswert hoch. „Diese Erfolge zeigen, wie leistungsfähig die Kriminalpolizei trotz widriger Bedingungen ist. Aber sie zeigen auch, wie dringend wir bessere Rahmenbedingungen brauchen, um dieser Entwicklung dauerhaft gewachsen zu sein“, erklärt Alexander Poitz, stellvertretender GdP-Bundesvorsitzender.

Viele Verfahren, gerade im Bereich von Gesundheitsbetrug, Insolvenzdelikten oder Online-Anlagebetrug, ziehen sich über Jahre und verursachen Schäden in Milliardenhöhe. Ursache ist die hohe Komplexität der kriminellen Strukturen, die organisiert agieren. Die Ermittlerinnen und Ermittler arbeiten mit großem Engagement – aber oft unter personellen, technischen sowie rechtlichen Engpässen.

Die GdP fordert daher dringend eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei der Kriminalpolizei. Dazu gehören mehr Personal, moderne Ausstattung und funktionierende Strukturen, um die komplexen Verfahren bewältigen zu können. „Ohne strukturelle Verbesserungen in der Kriminalpolizei droht uns ein schleichender Kollaps der Strafverfolgung – gerade im Bereich der Wirtschaftskriminalität“, warnt Poitz.

Ein weiteres Problem stellt die digitale Dimension der Wirtschaftskriminalität dar. Täter nutzen gezielt das Internet, um ihre Spuren zu verschleiern und Gelder schnell zu verschieben. Ohne Zugriff auf IP-Adressen und andere digitale Verkehrsdaten verlaufen viele Ermittlungen im Sande. Die GdP spricht sich daher für eine rechtssichere und verhältnismäßige Regelung zur Speicherung solcher Daten aus. „Wer Ermittlungen im digitalen Raum ermöglichen will, muss dafür sorgen, dass digitale Spuren auch nutzbar sind“, fordert Poitz. „Das ist kein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit, wenn wir wirtschaftlich motivierte Kriminalität effektiv bekämpfen wollen.“

Das Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2024 kann hier abgerufen werden.

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