ASB-Bundesübung 2025: Ein Stresstest für das Bevölkerungsschutzsystem

Am Wochenende des 27. bis 29. Juni 2025 findet die 3. Bundesübung des ASB Deutschland in Kassel statt. Mit etwa 900 beteiligten Einsatzkräften und 200 Einsatzfahrzeuge aus Deutschland und dem Ausland werden mehrere fiktive Einsatzszenarien zu bewältigen sein. Die Vorbereitungen zur Übung umfassten knapp zweieinhalb Jahre und kosten den Arbeiter-Samariter-Bund etwa 300.000 Euro.

Die ASB-Bundesübung findet in diesem Jahr in Kassel statt
Die ASB-Bundesübung findet in diesem Jahr in Kassel statt
Foto: ASB

Es werde groß, es werde stressig, aber es werde den Ehrenamtlichen auch Spaß machen, sagte Michael Schnatz, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim ASB in der heutigen Pressekonferenz. Am letzten Juniwochenende versammeln sich Katastrophenschutz- und Bevölkerungsschutzeinheiten aus ganz Deutschland in Kassel, um drei große Szenarien zu beüben. Dabei werden alle Einheiten des ASB zum Einsatz kommen: vom Rettungsdienst über die Katastrophenschutzgruppen zu Wasserrettung und Hundestaffel sind knapp 900 Einsatzkräfte mehrere Tage beschäftigt. Organisiert wird die Übung vom Bundesverband des ASB sowie dem ortsansässigen ASB-Regionalverband Nordhessen.

Große Übung, viele Gruppen und ein Herz fürs Detail

Neben den Kräften des ASB nehmen auch Malteser, Johanniter und mehrere Bevölkerungsschutzgruppen aus Österreich, Italien, Malta, Lettland, der Slowakei und Frankreich teil. Das werde sicherlich zu sprachlichen Herausforderungen beim Abstimmen von Arbeitsabläufen führen, beteuert Schnatz, müsse für realistische Einsätze aber unbedingt mitbedacht werden. Für eine möglichst realistische Arbeitsumgebung werden neben den zahlreichen Einsatzkräften auch circa 100 freiwillige Darsteller vor Ort sein, deren Verletzungen professionell geschminkt werden. Im Gespräch über die Bundesübung wird schnell klar: das Organisationsteam des ASB hat in der Vorbereitung wirklich an jedes Detail gedacht, damit die Übung lehr- und erfolgreich wird, so fasst Schnatz zusammen:

„Wir wollen mit den verschiedenen Einheiten aus verschiedenen Bundesländern komplexe Einsatzsituationen üben. Wir wollen, dass die Menschen das, was sie in ihrer hochwertigen Ausbildung gelernt haben, erproben können und in Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen treten können.“

Zudem sei die Bundesübung als Stresstest für das System des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes gedacht, da große Einsatzlagen immer häufiger aufträten und die Einsatzkräfte somit gerade auf solche Großschadenslagen bestens vorbereitet sein müssten – in diesem Zuge fällt auch das Stichwort der Zivilschutzfähigkeit im Vergleich zur Verteidigungsfähigkeit.

Drei Übungsszenarien und ein Bereitsstellungspunkt

Als Ausgangspunkt für den gesamten Übungszeitraum dient das Gelände der Messe Kassel. Dort werden alle Fahrzeuge abgestellt werden, Einsatzkräfte und Gäste in selbst betriebenen Feldküchen versorgt und Schlafmöglichkeiten eingerichtet. Außerdem wird sich auf dem Messegelände eine Feldambulanz befinden, die analog zu möglichen Auslandseinsätzen als Feldkrankenhaus mit eigener Trinkwasseraufbereitung betrieben wird.

Szenario 1: Ein Zugunglück am Kasseler Hauptbahnhof

Es ist zufälligerweise das Gleis 13 des Kasseler Hauptbahnhofs, das die Deutsche Bahn (DB) dem ASB als Übungsgebiet zur Verfügung stellen wird. Das Szenario wird bestimmt von einem Regionalzug, der aufgrund einer ungeplanten Notbremsung verunglückt, wodurch eine große Zahl an Verletzten verursacht wird. Die Verwundeten müssen vor Ort geborgen, erstversorgt und dann zur medizinischen Weiterversorgung in nahegelegene Kliniken transportiert werden.

Hier endet die Bundesübung trotz dem Ende der Zuständigkeit der Ersthelfer nicht: Das Klinikum Kassel sowie das Elisabethkrankenhaus in Kassel schließen sich dem Übungstag an und erproben mit den eingelieferten Menschen ihre eigenen Krankenhausnotfallpläne. Philipp Brake vom Vorstand des hessischen ASB-Landesverbandes betont hierzu, dass durch die Zusammenarbeit mit den Kliniken „das ganze System sinnvoll beübt“ werden würde und bedankt sich schon im Voraus bei allen Beteiligten.

Szenario 2: Absturz eines Heißluftballons auf ein illegales Festival

In einem zweiten Szenario wird das Waldgebiet Hessenschanze zum Übungsfeld für die Rettungshundestaffel. Nachdem ein Heißluftballon in den Bereich einer illegalen Musikveranstaltung abgestürzt sein wird, kommt es zu zahlreichen Verletzten. Diese Verletzten müssen im Waldgebiet von den Hunden aufgespürt und von den weiteren Einsatzkräften geborgen und erstversorgt werden, bevor sie in die Kliniken transportiert werden.

Szenario 3: Eine beschwerliche Wasserrettung auf der Fulda

Das letzte Szenario betrifft wiederum eine fiktive Freizeitveranstaltung, bei der nach einem Zusammenstoß mehrere mit Menschen besetzte Boote kentern. Mithilfe von Strömungstechnik wird zudem eine starke Strömung simuliert. Die betroffenen Menschen müssen aus dem Wasser gerettet und danach adäquat versorgt werden. Dabei ergibt sich eine weitere Herausforderung, die Brake zufolge in dieser Form noch nicht beübt worden sei: Die Sammel- und Versorgungsstelle wird nicht mit Fahrzeugen befahrbar sein, sodass ein Fährbetrieb mit ASB-Rettungsbooten eingerichtet werden muss, der das notwendige Material zu den Patienten bringt.

ASB-Bundesübung als Gelegenheit zum Üben und für den Austausch

Andreas Kudak, ehrenamtlicher Ausbilder für Einsatzkräfte beim ASB in Baden-Württemberg, freut sich auf die kommende Bundesübung. Er schätzt vor allem für die Ehrenamtlichen die Gelegenheit, Kenntnisse aus der bundeseinheitlichen Ausbildung für Einsatzkräfte im Bevölkerungsschutz zu beüben, da Katastrophenmedizin bei größeren Schadenslagen ganz andere Anforderungen an die Einsatzkräfte stellt als individualmedizinische Fälle.

Neben dem besonderen Lernpotenzial betont auch Kudak den Mehrwert durch den persönlichen Austausch und das Kennenlernen verschiedenster ASB-Mitglieder: „Man lernt sich gegenseitig kennen und so entsteht im Einsatz dann eine ganz andere Arbeitsweise und Kommunikationsebene.“

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