In dieser Woche – am 22. August – feiert das Technische Hilfswerk (THW) seinen 75. Geburtstag. Seit seiner Gründung engagieren sich im THW Menschen haupt- und ehrenamtlich für den Zivil- und Katastrophenschutz nicht nur in Deutschland. Weltweit setzen sich die THW-Helferinnen und -Helfer mit ihrem technischen Wissen und der entsprechenden Ausstattung für Menschen in Notlagen ein. Anlässlich des Jubiläums resümiert Präsidentin Sabine Lackner: „In 75 Jahren hat sich das THW zu einer schlagkräftigen Einsatzorganisation mit enormen technisch-logistischen Fähigkeiten entwickelt. Im THW engagieren sich heute rund 88.000 Ehrenamtliche sowie rund 2.200 Hauptamtliche und bilden die blaue THW-Familie.“
Von Otto Lummitzsch am 22. August 1950 auf der Basis des deutschen Grundgesetzes als Zivilschutzeinrichtung nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg gegründet, speist sich das THW als staatliche Organisation vorwiegend aus ehrenamtlichem Engagement. Eine besondere Behörde, die ihre professionelle Einsatzfähigkeit schon häufig bewiesen hat – beispielsweise bei einem der ersten großen Inlandseinsätze während der Sturmflut 1962 in Hamburg und an der Nordseeküste.
Hier befreiten THW-Einsatzkräfte Menschen aus überfluteten Gebieten, sicherten Deiche und versorgten die Bevölkerung mit Trinkwasser sowie Lebensmitteln. Während der Flutkatastrophe 2002 entlang der Elbe halfen rund 24.000 THW-Einsatzkräfte in sechs Wochen mehr als 100.000 Menschen. Sie pumpten dabei mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Minute aus den Hochwassergebieten.
Elementare Herausforderungen meistern
Auf derartige Flut-Erfahrungen aufbauend, passte das THW die Technik seiner Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen an. Mit zusätzlichen Pumpenanhängern können nun 15.000 bis 25.000 Liter Schmutzwasser pro Minute aus Überschwemmungsgebieten gefördert werden. Derartige Pumpen setzten THW-Helferinnen und -Helfer beispielsweise nach dem Hurrikan Katrina 2005 in New Orleans/USA ein, um die Fluten einzudämmen.
Auch in Deutschland kamen die Hochleistungspumpen bereits mehrfach zum Einsatz. Etwa 2013 als nach ergiebigen Dauerregenfällen katastrophale Hochwasser Deutschland überfluteten. Mehr als 16.000 THW-Kräfte leisteten damals rund 1,6 Millionen Einsatz-Stunden mit hunderten von Fahrzeugen und Pumpen.
Die Liste der THW-Unterstützungsleistungen ist lang und vielfältig: bei Flüchtlingskrisen oder zu Zeiten von Corona, nach Unwettern wie der Starkregenkatastrophe 2021 im Ahrtal und entlang der Erft, bei Großveranstaltungen wie der Fußballeuropameisterschaft „EURO 2024“ in Deutschland oder bei unzähligen Auslandseinsätzen. Im Jahr 2023 reisten beispielsweise rund 50 THW-Einsatzkräfte mit Rettungshunden und Bergungsgerät nach einem verheerenden Erdbeben in die Türkei, um beim Retten von Verschütteten zu helfen. Im gleichsam betroffenen Syrien unterstützte das THW ebenfalls die Erdbebenopfer.
Modulares System stetig weiterentwickeln
In seiner 75-jährigen Geschichte entwickelte das THW seine Kompetenzen in vielen technischen Bereichen stetig zu einem universell einsetzbaren technisch-logistischen „Baukasten“ weiter. THW-Präsidentin Sabine Lackner resümiert anlässlich des 75. THW-Geburtstags: „Besondere Problemlösungen bei außergewöhnlichen Einsatzlagen im In- und Ausland sind unsere Spezialität.
Dafür verfügt das modular aufgebaute THW über vielfältige Technik und engagierte Fachleute in ganz Deutschland. Immer wieder hat sich die Bundesanstalt THW an die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen angepasst, verkraftete das Ende des Wehrersatzdienstes und schuf Plätze für den Bundesfreiwilligendienst. Heute hat das THW mit rund 88.000 Menschen so viele ehrenamtliche Einsatzkräfte, wie nie zuvor in seiner Geschichte.“
Aus jedem In- oder Auslands-Einsatz wurden und werden Schlussfolgerungen gezogen, die Teil des Entwicklungsprozesses der außergewöhnlichen Behörde THW sind. Aktuell rückt die technische Hilfe im Zivilschutzfall besonders in den Fokus, wenngleich Zivilschutz seit 75 Jahren die THW-Kernaufgabe ist. Aufgrund sich verändernder Bedrohungen passte das THW sein Rahmenkonzept immer wieder an.
Ausbildungsinhalte, Führungskompetenzen sowie die Zusammensetzung und Fähigkeiten der technischen Einheiten wandelten sich in 75 Jahren – stets abgestimmt auf die Anforderungen, sei es bei Notlagen oder im Zivilschutz. Auch regelmäßige Übungen bereiten auf unterschiedliche Krisenszenarien vor.
„Das THW ist seit seiner Gründung vor 75 Jahren für die besonderen Herausforderungen im Zivilschutz sensibilisiert und aus dem Katastrophenschutz sowie der örtlichen Gefahrenabwehr längst nicht mehr wegzudenken“, betont Präsidentin Lackner und ergänzt: „Getreu dem Motto des THW-Geburtstags: 75 Jahre ehrenamtliches THW – stark im Zivil- und Katastrophenschutz“.
In Deutschland und weltweit einsatzbereit
Die Einsätze des THW im In- und Ausland werden von den ehrenamtlichen Fachleuten bestritten. Diese qualifizieren sich freiwillig meist über Jahre in ihren jeweiligen THW-Funktionen beispielsweise als Leitung eines Technischen Zuges, als Fachkraft für Öl- oder CBRN-Gefahren oder als Fachberaterin beziehungsweise Fachberater. „Denkbar ist dieses ehrenamtliche Engagement für das THW aber nicht ohne die Unterstützung von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, von Familien und Angehörigen, die den THW-Helferinnen und -Helfern den Rücken freihalten“, erläutert THW-Präsidentin Lackner und bedankt sich für die Akzeptanz.
THW-Expertise ist häufig ad hoc gefragt – nicht nur in Deutschland, sondern auch wenn beispielsweise ein Tsunami Südostasien verwüstet oder Flüchtlinge in Afrika untergebracht und mit sauberem Trinkwasser versorgt werden müssen. Das THW verfügt über verschiedene Auslandsmodule mit besonders geschulten Ehrenamtlichen und transportabler Technik für Auslandseinsätze.
In mehr als 140 Ländern leistete das THW in 75 Jahren bereits Unterstützung. Dabei kooperiert die Behörde auf internationaler Ebene mit den Vereinten Nationen (VN), entsendet seine Schnell-Einsatz-Einheiten zur Soforthilfe und führt mit den VN gemeinsam Lehrgänge sowie Übungen durch. Das THW ist außerdem fester Bestandteil des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union.
Quelle: THW
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