In allen fünf Regierungsbezirken trainierten rund 60 Verbindungskommandos des Landeskommando Nordrhein-Westfalen den Ernstfall. Das Übungsszenario: Eine anfangs überschaubare Unwetterlage eskaliert, zusätzlich fordern alliierte Streitkräfte Unterstützung an und auch eine Evakuierung von Personen ist nötig.
Stresstest für fast 400 Soldatinnen und Soldaten in Nordrhein-Westfalen: Ein Unwetter in der Region hält an, Dämme an einem Fluss sind aufgeweicht, eine Flutkatastrophe droht. Es fehlen zivile Kräfte, 100 Soldatinnen und Soldaten sollen beim Bau eines Deichs helfen. Zeitgleich verlegen alliierte Streitkräfte an die NATO-Ostflanke, sind mit langen Kolonnen im Bundesland unterwegs. Eines der 50-Tonnen-US-Militärfahrzeuge hat eine Panne, die Autobahn wurde von der Polizei gesperrt, eine Reparatur vor Ort ist unmöglich. Und jetzt? In den Verbindungskommandos klingeln Telefone, E-Mails laufen ein, ständig werden neue Ereignisse auf Lagekarten notiert.
Regionale Außenstellen vom Landeskommando Nordrhein-Westfalen
Denn genau für solche Szenarien sind die fünf Bezirks- und 54 Kreisverbindungskommandos in Nordrhein-Westfalen zuständig. An vier Freitagen übte das Landeskommando Nordrhein-Westfalen mit diesen „regionalen Außenstellen“. Start war am 14. März 2025 im Regierungsbezirk Arnsberg, weiter ging es in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln und die Übung endet am 4. April in den Regierungsbezirken Münster und Detmold.
Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, Kommandeur vom Landeskommando Nordrhein-Westfalen ist mit dem Übungsergebnis zufrieden und betont die Bedeutung der Verbindungskommandos: „Diese Soldatinnen und Soldaten sind eng mit den zivilen Akteuren in ihrer Region vernetzt, kennen jede Ecke ihrer Heimat bestens und sind sowohl mit den kommunalen Politikern als auch den im Katastrophenschutz agierenden Blaulichtorganisationen in engem Austausch. In einer realen Krise sind diese kurzen Wege entscheidend. Dazu bekomme ich und mein Stab im Landeskommando Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf über die Verbindungskommandos ein Bild von der Lage vor Ort. Die Verbindungskommandos sind meine Augen in die Fläche.“
Zum Hintergrund: Unterstützungsleistungen in einem Bundesland – wie während der Flutkatastrophe oder der Corona-Pandemie – koordiniert das jeweilige Landeskommando. Informationen über die Situation direkt in der betroffenen Region liefern die Verbindungskommandos. Dazu beraten die Soldatinnen und Soldaten die Kreise, kreisfreien Städten und Bezirke, wie die Bundeswehr in einer Katastrophe überhaupt helfen kann.
Panne der US-Streitkräfte
Zurück zur Panne des US-Streitkräfte: Mittlerweile steht fest, dass das Fahrzeug abgeschleppt werden muss, eine Übernachtungsmöglichkeit für die Soldatinnen und Soldaten benötigt wird. Die Reservistinnen und Reservisten im Verbindungskommando Warendorf stimmen sich ab, blicken dabei immer wieder in die Karte: Gibt es eine Kaserne in der Nähe? Welcher zivile Abschleppdienst ist im Umkreis?
Auch das Hochwasser verfolgen sie aufmerksam. Zum Ende der Übung eskaliert die Lage erneut: Ein Seniorenheim wird von den Fluten bedroht, muss evakuiert werden.
Realistische Lage in der Übung
Diese sogenannten „Lagen“ in der Übung sind fiktiv, aber nicht unrealistisch. Stabsfeldwebel B. (43) übte mit dem Bezirksverbindungskommando Köln: „2021 war ich während des Hochwassers im Einsatz.“ Der 43-Jährige bewegte kein schweres Gerät, sondern ging zur Bezirksregierung Köln. Hier hat das Verbindungskommando auf dem Flur des Dezernat 22 – Gefahrenabwehr ein Büro. Stabsfeldwebel B.: „Gegen 7.00 Uhr haben wir den Dienstbetrieb aufgenommen, waren die folgenden Tage im Schichtbetrieb 24 Stunden im Einsatz.“ In solchen Momenten ist es entscheidend, dass sich die Akteure kennen. „Wir treffen uns regelmäßig mit dem THW oder dem Katastrophenschutz. Auch Vor-Ort-Erkundungen von kritischer Infrastruktur machen wir gemeinsam mit den zivilen Partnern.“
Netzwerken, kennenlernen, vor der Krise Köpfe kennen – das ist der Auftrag dieser Reservistinnen und Reservisten. Mit ihrem Wissen und ihren Kontakten sind sie das Bindemitglied zwischen der zivilen und militärischen Seite.
Brigadegeneral Müller resümiert: „Ich habe hoch motivierte Soldatinnen und Soldaten getroffen. Viele kennen keinen Dienstschluss, egal ob sie gerade die Uniform tragen oder nicht. Und auch das Interesse auf der zivilen Seite wächst. Immer wieder höre ich, dass Vertreter der Stadt oder der Bezirksregierung bei der Übung vorbeischauten. Großartig!“
Hilfe gesucht für die Verbindungskommandos
Die Verbindungskommandos beraten zivile Behörden zu Sicherheitsfragen und Amtshilfe. Bei Aktivierung sind sie rund um die Uhr einsatzbereit. Jedes Kommando besteht aus zehn Dienstposten und kann im Schichtbetrieb 24/7 arbeiten. Bei Aktivierung ruhen die zivilen Berufe. Für die fünf Bezirks- und 54 Kreisverbindungskommandos werden ehemalige Unteroffiziere mit Portepee und Offiziere – also ab dem Dienstgrad Feldwebel aufwärts – gesucht. Ansprechpartner für diesen Dienst ist das Landeskommando Nordrhein-Westfalen: 0211-959 3515 oder [email protected]
Autorin: Sabine Körtgen, Redakteurin beim Landeskommando Nordrhein-Westfalen
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