Die Ampel – ein wahrer technischer Segen und manchmal auch ein Fluch, wenn sie uns daran erinnert, dass auch Geduld eine Verkehrsregel sein kann. Vor allem aber sorgt sie für Sicherheit und einen geordneten Verkehrsfluss. In diesem Jahr feiert die Ampel, auch Lichtsignalanlage (LSA) genannt, in Hamburg ihren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum haben der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) und die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA), 100 Jahre Ampel Revue passieren lassen: Von der ersten manuellen Steuerung bis hin zum hochmodernen, intelligenten System mit großem Potenzial für die Zukunft.
Das Jubiläum zeigt: Die Ampel war immer ein Symbol für Innovation und Fortschritt. Sie hat sich in den vergangenen 100 Jahren immer wieder neu erfunden. Heute gehen wir den nächsten großen Schritt: Mit ITS-CUBE machen wir die Ampel fit für die Zukunft.
Wenn Ampeln und Busse sich verstehen
Seit zwei Jahren entwickelt der LSBG zusammen mit HHVA im Rahmen des Projekts „Intelligent Transport Systems-Concept Urban Bus Equipment“ (ITS-CUBE) moderne Soft- und Hardwarelösungen für das vernetzte Ampelsystem der nächsten Generation. Das Projekt, an dem auch die HOCHBAHN und vhh.mobility als Partner beteiligt sind, wird von der EU mit knapp 2 Millionen Euro gefördert.
Schon heute ist die Ampel technisch hochentwickelt – doch sie kann noch mehr: Der LSBG und HHVA arbeiten daran, eine direkte und zuverlässige Kommunikation in Echtzeit zwischen Fahrzeug und Infrastruktur (Vehicle-to-Infrastrukture, V2X) aufzubauen. Diese funktioniert in beide Richtungen und macht die Ampel zum digitalen Knotenpunkt des Verkehrs. Damit die Daten verarbeitet werden können, kommen spezielle Steuergeräte zum Einsatz, die von HHVA beschafft und auf ihre Einsatzfähigkeit geprüft werden. So erkennt die Ampel bestimmte Verkehrsteilnehmende automatisch oder erhält die Daten direkt vom Fahrzeug – und kann entsprechend Grün geben. Was vor 100 Jahren als einfache Lichtsignalanlage begann, wird jetzt zum intelligenten Hightech-System.
Zukünftig bedeutet das:
- Busse des ÖPNV: Effizientere Steuerung, kürzere Fahrzeiten, weniger Bremsvorgänge und zuverlässigere, engere Taktung der Fahrpläne.
- Einsatzfahrzeuge: Vorrangschaltung über Nahfeldkommunikation, sichere Kreuzungsüberfahrten und schnellere Erreichung des Einsatzorts.
Intelligente Lichtsignalanlagen: ein Blick in die Zukunft
Auch nach 100 Jahren bleibt die Ampel ein Symbol für Fortschritt – und entwickelt sich weiter. Mit Projekten wie ITS-CUBE treiben wir diese Entwicklung aktiv voran. Moderne Rechenleistung sowie leistungsfähige Hard- und Software eröffnen völlig neue Möglichkeiten für die zukünftige Verkehrssteuerung. Die Systeme werden vom LSBG aktiv weiterentwickelt und kontinuierlich an neue Anforderungen angepasst, wobei die HHVA diesen Prozess fachlich und technisch unterstützt. Der nächste Schritt: Kameras und Sensoren erfassen künftig Verkehrsdichte, Geschwindigkeit und Wetterbedingungen. Algorithmen nutzen diese Daten, um Ampelphasen dynamisch anzupassen. So entsteht eine vorausschauende Steuerung, die Verkehrsströme analysiert, Engpässe erkennt und den Verkehr effizienter fließen lässt.
Teststrecke rund um den Hamburger Bunker in St. Pauli
In Vorbereitung auf den erstmalig im Juni 2025 stattgefundenen UITP-Kongress in Hamburg, dem größten internationalen Kongress für den öffentlichen Verkehr, haben der LSBG und HHVA eine Teststrecke für ITS-CUBE aufgebaut, die seit Anfang des Jahres intensiv genutzt wird. Die Strecke rund um den Bunker umfasst sechs Ampeln, an denen die neuen Funktionalitäten unter realen Bedingungen getestet und optimiert werden. Die Testphase zeigt, wo noch Anpassungen nötig sind, bevor die Technik flächendeckend ausgerollt wird. Bis 2030 sollen alle 2.000 Busse der Hochbahn und vhh.mobility sowie bis zu 600 Ampeln mit der neuen, vernetzten Ampelpriorisierung ausgestattet sein.
Priorisierung des Radverkehrs
Auch für den Radverkehr setzt Hamburg auf intelligente Steuerung: Entlang ausgewählter Velorouten wurden Ampeln bereits so koordiniert, dass Radfahrende bei gleichmäßigem Tempo mehrere Kreuzungen hintereinander mit Grün passieren können („Grüne Welle“). Das Ziel: ein flüssigeres, komfortableres und schnelleres Vorankommen ohne häufiges Anhalten. Weniger Brems- und Anfahrvorgänge sparen Zeit und machen den Radverkehr attraktiver. Die Priorisierung des Radverkehrs ist ebenfalls ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende und stärkt den Umweltverbund in Hamburg.
Dr. Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Intelligente Ampeln haben eine herausragende Bedeutung für die Verkehrssteuerung in Hamburg, denn durch sie können wir den Straßenraum effizient und bestmöglich nutzen. Die Ampeln stärken den ÖPNV, reduzieren Staus und Emissionen und machen den Verkehr in unserer Stadt für alle sicherer und zügiger. Auch Digitalisierung und KI sind dabei wichtige Elemente für moderne Mobilität in Hamburg. Damit setzen wir ein klares Zeichen für Innovation, Nachhaltigkeit und eine lebenswerte Stadt.“
Dr. Stefan Klotz, LSBG-Geschäftsführer: „Seit 100 Jahren sorgt die Ampel für Ordnung und Sicherheit im Verkehr – und wir führen diese Tradition mit Innovation fort. Wir sind stolz auf unsere Kolleginnen und Kollegen, die einerseits für einen bestmöglichen Verkehrsfluss und Sicherheit sorgen und andererseits innovative Projekte wie ITS-CUBE vorantreiben, um Hamburgs Ampeln intelligenter zu machen. Gemeinsam mit HOCHBAHN und vhh.mobility gestalten wir die Mobilität von morgen und freuen uns, dieses Jubiläum zusammen mit der HHVA zu feiern, die für den Betrieb der Ampelanlagen verantwortlich ist.“
Volker Rech, HHVA-Geschäftsführer: „Ampeln sind im wahrsten Sinne des Wortes wegweisend und helfen den Verkehrsteilnehmenden bestmöglich durch unsere Stadt und darüber hinaus. Hamburg Verkehrsanlagen freut sich, dass es gemeinsam mit allen Partnern gelingt, im Projekt ITS-CUBE die erfolgreiche Geschichte in der ÖPNV-Beschleunigung mit innovativen Lösungen zukunftsweisend fortzuschreiben und auf die Straße zu bringen.“
100 Jahre Ampel in Hamburg: ein Rückblick
- 1925: Die erste Ampel in Hamburg wurde an der Mönckebergstraße/Ecke Glockengießerwall installiert und noch manuell gesteuert – ein echtes Verkehrswunder der Zeit.
- 1930er: Automatische Schaltprogramme hielten Einzug und machten die Ampel zum selbstständig arbeitenden Verkehrsregler.
- 1960er: Die Ampeln wurden erstmals miteinander vernetzt und reagierten dank verkehrsabhängiger Steuerung flexibel auf die aktuelle Verkehrslage.
- Heute: Rund 1.800 Ampelanlagen sind digital mit der Leitstelle vernetzt und zentral steuerbar – bereit für die nächste Generation intelligenter Steuerung.
Damals war die Ampel eine Sensation: Zeitungen berichteten, sie bringe „amerikanische Verkehrstechnik“ nach Hamburg – Vorbild war New York, wo 1918 die ersten elektrisch gesteuerten Ampeln im Einsatz waren.Quelle: Hamburger Senat
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